DOSB hält den Kurs

Nach dem Scheitern kein Schnellschuss in Sachen Olympiabewerbung

  • Lars Reinefeld, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Auch eine Woche nach der deutlichen Niederlage Münchens im Kampf um die Winterspiele 2018 hat sich der Deutsche Olympische Sportbund nicht zu einem Schnellschuss für eine erneute Kandidatur hinreißen lassen. »Wir werden uns genau anschauen, ob und wann – und wenn ja, ob im Sommer oder im Winter – eine erneute Bewerbung Sinn macht«, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach am Mittwoch nach einer Präsidiumssitzung des Dachverbandes des deutschen Sports in Frankfurt am Main. Die Frage müsse »sorgfältig« und »ohne Zeitdruck« untersucht werden, mahnte der IOC-Vizepräsident.

Ausgeschlossen hat der DOSB schon einmal eine Bewerbung um die Sommerspiele 2020, für die sich zuletzt Berlin ins Gespräch gebracht hatte. Die Bewerbungsfrist für die übernächsten Sommerspiele läuft bereits am 29. Juli ab. »Jeder, der sich schon einmal mit einem solchen Bewerbungsverfahren auseinandergesetzt hat, weiß, dass eine Bewerbung daher seriös überhaupt nicht möglich ist«, sagte DOSB-Generalsekretär Michael Vesper angesichts des Zeitfaktors.

München hatte im Rennen um die Winterspiele 2018 in der vergangenen Woche im südafrikanischen Durban eine herbe 25:63-Abstimmungsniederlage gegen das südkoreanische Pyeongchang erlitten. »Wir sind alle von diesen 25 Stimmen überrascht worden, aber damit waren wir in bester Gesellschaft«, sagte Bach.

Dem deutschen Ober-Olympier war auch sieben Tage nach dem Durban-Debakel die Enttäuschung über die Münchner Pleite noch deutlich anzusehen. »Dass wir auch verlieren könnten, war uns vorher klar. Die Deutlichkeit hat uns aber alle überrascht«, gab er zu.

Mit Blick auf einen möglichen neuerlichen Anlauf, den dann fünften nach den nacheinander gescheiterten Bewerbungen von Berchtesgaden (1992), Berlin (2000), Leipzig (2012) und nun München (2018), baten Bach und Vesper um Geduld und Augenmaß. Zunächst einmal müsse die internationale Entwicklung abgewartet werden.

Für die Sommerspiele 2020 kündigte am Mittwoch mit Madrid eine weitere europäische Metropole nach Rom und Istanbul seine Kandidatur an. Sollte nach London 2012 und Rio de Janeiro 2016 das Milliardenspektakel des Weltsports in neun Jahren wieder in Europa stattfinden, wäre eine deutsche Bewerbung für die Sommerspiele 2024 wohl so gut wie aussichtslos.

Ein Zeitfenster pro oder kontra einer erneuten Kandidatur wollte Bach nicht nennen. »Da spielen zu viele Faktoren rein, die wir nicht beeinflussen können«, sagte der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). So könne er sich auch »sehr gut« vorstellen, dass es bereits für 2020 ein amerikanisches Interesse geben könne. Bisher war hinter den Kulissen mit Denver eine starke US-Metropole erst für die Winterspiele 2022 gehandelt worden.

Zu berücksichtigen ist auch der wirtschaftliche Aspekt. Für eine Bewerbung um Sommerspiele würden deutlich mehr als 50 Millionen Euro benötigt. Für München 2018 waren 33 Millionen Euro veranschlagt worden. Diese konnten allerdings nicht wie beabsichtigt komplett aus Sponsorenmitteln bestritten werden.

Die harsche Kritik von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der die Münchner Bewerbung im »Tagesspiegel« als »krasse Fehlentscheidung« bezeichnet und für Sommerspiele in Berlin geworben hatte, kommentierte Bach süffisant. »Ein flapsiges Interview ist keine seriöse Bewerbung«, entgegnete der DOSB-Präsident.

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