In Liebe zu Nulldrei

Für den SV Babelsberg ist das Pokalduell gegen Duisburg ein Highlight zur rechten Zeit

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 3 Min.

Frech und kreativ will das Stadionheft beim SV Babelsberg 03 sein. In der aktuellen Ausgabe prangt auf Seite 1 ein Comic. Man sieht ein verdutztes Zebra auf einem Fußballfeld, unter einem der Hufe klemmt der Ball, über dem Kopf ein Fragezeichen. Vor dem Zebra stehen zwei martialisch anmutende Krieger in blauen Lendenshorts, bewaffnet mit einem Speer. Ihr Blick sagt: Liebes Zebra, komm uns besser nicht zu Nahe!

Marian Unger, dem Torwart und Kapitän der Nulldreier, gefällt das. Die Abbildung ist für ihn Programm, wenn am Sonnabend um 15.30 uhr die »Zebras« zu Gast sind, besser bekannt als MSV Duisburg. Drittligist gegen Zweitligist heißt es dann, Underdog gegen Favorit. In der ersten Runde des DFB-Pokals werden Helden gemacht. »Ich habe nichts dagegen, wenn es ein Spektakel über 120 Minuten wird und wir im Elfmeterschießen gewinnen«, gibt Unger zu. Ein glückliches Kullertor wäre ihm auch Recht. »1:0«, sagt Unger, »das reicht völlig.«

Nicht nur beim Klub aus der Potsdamer Vorstadt hoffen sie am Wochenende auf Heldentaten. Dies gilt republikweit, ob bei Dynamo Dresden, wo Bayer Leverkusen vorbeischaut, in Sandhausen, wo Meister Borussia Dortmund gastiert, oder beim südbadischen Landesligisten FC Teningen, wo sich Pokalsieger Schalke 04 die Ehre gibt.

Überall ist Ausnahmezustand, für die Babelsberger hat die Partie gegen Duisburg dennoch eine besondere Bedeutung. »Nach den turbulenten letzten Wochen wäre ein Sieg als Außenseiter im Pokal gut für die Seele, auch für unsere Fans«, betont Unger. Der Keeper kann sich noch gut daran erinnern, was vor zwei Monaten war. Da stand Nulldrei am Abgrund, es fehlten 1,4 Millionen Euro zur Deckung des Etats. Lange drohte der Absturz, erst in letzter Sekunde gelang die Rettung, unter anderem dank eines Zuschusses der Stadtverordneten von 700 000 Euro.

Längst ist der alte Vorstandschef Rainer Speer weg, an seiner Stelle fungiert inzwischen der Potsdamer Kinobesitzer Thomas Bastian. Sein Ziel ist es, den Klub wirtschaftlich zu stabilisieren, zudem will er neue Fans gewinnen. Im Vorjahr kamen 2830 Zuschauer pro Partie, nun sollen 3500 angepeilt werden. Dazu wirbt man inzwischen sogar mit Plakaten in Berlin um Besucher

Viele im Umfeld sprechen von Aufbruch, doch der Weg ist steinig, gerade bei Sponsoren muss Nulldrei das Vertrauen erst wieder gewinnen. Noch fehlt ein Trikotsponsor, obwohl die Drittligaspielzeit bereits begonnen hat. Für das Pokalspiel treten die Fans selbst als Brustsponsor auf, mit einem eigens kreierten Trikot und dem Slogan »I love Nulldrei«.

Das Gesicht der Mannschaft der Babelsberger (Etat 3,1 Millionen Euro) hat sich im Vergleich zu jener im Vorjahr, die Platz 13 belegte, stark verändert. Sieben Stammspieler sind weg, zwölf neue musste Trainer Dietmar Demuth integrieren. Was zählt, ist der Klassenerhalt. [Zum Auftakt gab es ein 1:1 bei Jahn Regensburg.] »Wir sind bereits gut zusammengewachsen«, sagt Unger, der seit drei Jahren in Babelsberg spielt.

Im DFB-Pokal hatten es die Nulldreier zuletzt stets mit einem Erstligisten zu tun, 2008 mit Mainz (1:2), 2009 mit Leverkusen (0:1) und 2010 mit Stuttgart (1:2). »Es war dreimal knapp«, sagt Unger, »diesmal ist es mit Duisburg ein Zweitligist, da ist sicher mehr möglich.« Am Sonnabend soll es nach seinem Willen eine wilde Zebra-Jagd werden.

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