Amerikaversteher und Antreiber

Mit Jürgen Klinsmann als Trainer wollen die US-Fußballer ganz nach oben

  • Thomas Häberlein, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Jürgen Klinsmann wird am Montag in New York als Fußball-Nationaltrainer der USA vorgestellt. Mit seiner Verpflichtung verbindet Amerika die Hoffnung, endlich auch im Soccer Weltspitze zu werden.

Kicken in der Karibik: Die neue Aufgabe von Jürgen Klinsmann hat noch gar nicht begonnen und klingt dennoch bereits wie Urlaub. Antigua, Curacao oder die Amerikanischen Jungferninseln könnten nach der Auslosung der Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien die Gegner von Klinsmanns US-Fußballern werden. Der ehemalige Bundestrainer, der am Montag in New York vorgestellt wird, steigt mit seinem Team im Juni 2012 in die Qualifikation des Kontinentalverbandes CONCACAF ein. Derzeit steht als Gruppengegner nur Jamaika fest, zwei weitere Teams werden bis November ermittelt.

Am Freitag wurde Klinsmann vom US-Verband als Nachfolger des tags zuvor entlassenen Bob Bradley ernannt. »Ich fühle mich stolz und geehrt, zum Nationaltrainer ernannt worden zu sein«, sagte der seit Samstag 47-Jährige in einer Erklärung. Der Verband hofft, in »Jörgen Klinsmänn« seinen Fußball-Heilsbringer gefunden zu haben. In fast allen bedeutenden Sportarten sind die USA Weltspitze – der deutsche Wahl-Kalifornier soll sie nun auch im Soccer auf die Sonnenseite führen.

»Sein größter Vorteil ist, dass er die Amerikaner besser versteht, als jeder andere ausländische Coach es jemals könnte. Er ist der perfekte Griff«, meinte Ex-Nationalspieler und Bundesliga-Profi Eric Wynalda. Bundestrainer Joachim Löw, der bis einst als Klinsmann-Assistent arbeitete, hält die Wahl ebenfalls für richtig. »Ich freue mich für Jürgen, dass er eine neue Herausforderung gefunden hat und wünsche ihm viel Erfolg. Wie wir ihn kennen, wird er mit Power an die Aufgabe herangehen und viel bewegen«, sagte Löw.

2006 und 2010 war der Weltmeister von 1990 bereits als US-Coach im Gespräch, damals wollte ihm Verbandsboss Sunil Gulati jedoch nicht die geforderten »weitreichenden Befugnisse« einräumen. Jetzt gab Gulati klein bei und betonte, Klinsmann habe »die Erfahrung und das Wissen, um unser Programm voranzubringen«. Und das ist notwendig. In der Weltrangliste stehen die Amerikaner nur an Position 30. »Die US-Spieler müssen viel härter angetrieben werden, von Trainern, Fans, Medien, wenn sie sich verbessern wollen«, hatte Klinsmann bereits in der Vergangenheit erkannt.

Ähnlich wie bei seinem zweijährigen Engagement als Bundestrainer von 2004 bis zum Ende der WM 2006 hat sich der Schwabe weitreichende Kompetenzen zusichern lassen. So wird er entscheiden, wer die vakanten Trainerposten der U 23-Olympiamannschaft und der U 20 übernimmt. Generell wird erwartet, dass der 47-Jährige die alles andere als modernen Strukturen, wie zum Beispiel das Scouting-System, im riesigen Flächenland reformiert.

Klinsmann will seine »Philosophie des angriffsorientieren Fußballs« einführen, betont aber, dass man Zeit brauche, diesen Stil in Gang zu bringen. Am 10. August gibt er im Testspiel in Philadelphia gegen Erzrivale Mexiko sein Debüt. Danach bleiben rund zehn Monate bis zum Beginn der WM-Qualifikation. Das Ticket zur WM 2014 sollte Klinsmann kaum Kopfzerbrechen bereiten. Seit 1990 sind die USA Stammgast beim globalen Highlight. Dem CONCACAF-Verband sind drei WM-Startplätze garantiert, mit Mexiko gibt es nur einen ernsthaften Gegner.

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