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Bunga-Bunga kurz hinterm Deich?

Schleswig-Holstein: Lolita-Liebelei bringt CDU-Chef von Boetticher samt Partei in Bedrängnis

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach Spekulationen über sein »Liebesleben« ist Schleswig-Holsteins CDU-Landeschef Christian von Boetticher zunächst parteiintern unter erheblichen Druck geraten. Führende Christdemokraten gingen bereits am Sonntagvormittag davon aus, dass Boetticher zurücktritt.

Die CDU in Schleswig-Holstein ist neun Monate vor den Landtagswahlen in großen Nöten: Der Landes- und Fraktionsvorsitzenden sowie designierte Spitzenkandidat Christian von Boetticher hatte wohl eine Affäre mit einer 16-Jährigen. Vor dem eigenen Landesvorstand hat von Boetticher für Sonntagabend (nach ND-Redaktionsschluss) eine persönliche Erklärung angekündigt. Beobachter rechneten mit dem Rückzug des Spitzenmannes in der Nord-Union.

Ein Wahlkampf, in dem den Christdemokraten in den nächsten Monaten immer wieder das Bild eines »Bunga Bunga von Boetticher« in Anlehnung an die Liaison von Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi mit einer Minderjährigen vorgehalten werden würde, dürfte ein Selbstgänger für die SPD und deren Ministerpräsidentenanwärter Torsten Albig sein: Selbst dann, wenn die Beziehung – wie man hört – längst beendet ist. Dementsprechend herrschte innerhalb der CDU große Aufregung, als das Gerücht über das Techtelmechtel immer größere Kreise zog. Um den Zögling von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen herum wurde es am Wochenende daher einsam. Der jetzige Regierungschef, der von Boettichers Karriere selbst vorangetrieben hatte, erfuhr bereits vor einem Monat von der Lolita-Affäre und wurde jetzt vor der Vorstandssitzung sehr deutlich: Er erwarte, dass von Boetticher die richtigen Schlüsse ziehe.

Von Boettichers Führungsstil und Lebenswandel wurde bereits oft moniert. Carstensen hatte eine insgesamt integrierende Führungshand, von Boetticher ist in den eigenen Reihen deutlich konfrontativer. Sylt-Besuche zwischen Poloturnieren und Schampus sowie Lebemann-Einträge auf der eigenen Facebookseite waren nicht jedermanns Geschmack.

Im September 2010 hatte der Jurist und frühere Umwelt- und Landwirtschaftsminister den Parteivorsitz von Carstensen übernommen, der aufs Altenteil will. Seitdem hatte von Boetticher es aber beispielsweise nicht geschafft, ein konstruktives Verhältnis zur CDU-Chefin Merkel aufzubauen.

Nun ist in der Union an der Waterkant plötzlich wieder eine Personaldebatte entbrannt: Viele sehen im jetzigen Wirtschafts-, Verkehrs- und Wissenschaftsminister Jost de Jager den Richtigen. Andere wünschen sich von Boettichers Vorgänger als Fraktionsvorsitzenden, Johann Wadephul, als starke Persönlichkeit in der Nord-CDU zurück. Er sitzt heute im Bundestag.

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