Ghandianer

Anna Hazare hungert für ein besseres Anti-Korruptions-Gesetz in Indien

  • Antje Stiebitz
  • Lesedauer: 2 Min.

Die indische Regierung steht seinen Methoden machtlos gegenüber: Der öffentlichen Druck war derart hoch, dass die Polizei es dem Anti-Korruptions-Aktivisten Anna Hazare genehmigen musste, seinen Hungerstreik öffentlich mitten in Neu-Delhi fortzuführen. Noch am Dienstag waren der 74-jährige Hazare und rund 1400 seiner Anhänger vor dem geplanten Hungerstreik festgenommen worden. Als er am selben Tag freigelassen werden sollte, weigerte er sich, das Gefängnis zu verlassen, wenn ihm sein öffentlicher Protest – gegen die weitverbreitete Korruption – nicht erlaubt würde. Er begann, in seiner Zelle zu hungern. Zehntausende Inder solidarisierten sich mit ihm und gingen landesweit auf die Straße. Mit Erfolg.

Der Junggeselle Anna Hazare wuchs in dem winzigen Dorf Ralegan Siddhi im westindischen Bundesstaat Maharashtra auf und kämpft bereits seit 20 Jahren gegen die Korruption im Land. Im April dieses Jahres gelang es ihm, die Regierung durch einen Fastenstreik zu zwingen, ein Komitee einzurichten, das sich mit einem Gesetzentwurf gegen Korruption beschäftigen sollte. Hazare forderte eine unabhängige Behörde, die Fälle von Korruptionsverdacht untersucht und der Strafverfolgung übergeben kann. Doch das im Juli vorgelegte Ergebnis entsprach nicht den Vorstellungen Hazares und seines »Teams«. Sie kündigten an, ihren Kampf weiterzuführen.

Anna Hazare hat großen Rückhalt in der Bevölkerung: Er handelt nach dem Vorbild Mahatma Gandhis und verkörpert – anders als die Elite des Landes – Bescheidenheit. Er gilt als glaubwürdig und genießt deswegen Respekt.

Während des Krieges 1965 mit Pakistan lenkte er als Kraftfahrer Lastwagen in einer Kolonne. Als diese bombardiert wurde, kam nur er lebend davon. »Es war, als hätte ich ein neues Leben geschenkt bekommen«, erzählte er später. Daraufhin habe er sich entschlossen, das neu gewonnene Leben in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Indem er sich auf traditioneller Methoden des Wassermanagements besann, verhalf er seinem Heimatdorf zu Hoffnung und Aufschwung.

Sein Engagement fand öffentliche Anerkennung, die Regierung zeichnete ihn mit Preisen aus. Jetzt ist es die Regierung selbst, die in den Fokus des Aktivisten geraten ist.

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