Studentenbude gesucht

In den Uni-Städten ist der Wohnungsmarkt angespannt – Beispiele aus Rheinland-Pfalz

  • André Prager, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit dem Zulassungsbescheid beginnt für angehende Studenten die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe. Die doppelten Abiturjahrgänge verschärfen auch in den Unistädten von Rheinland-Pfalz den Wohnungsmangel, die Wohnheime platzen aus allen Nähten.

Mainz. Die Suche nach einer günstigen Bleibe wird in diesem Herbst für viele Studenten in Rheinland-Pfalz zur Geduldsprobe. In Bayern und Niedersachsen gibt es doppelte Abiturjahrgänge, die Wehrpflicht ist abgeschafft. Daher drängen mehr Bewerber an die Hochschulen. Das hat auch Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, wie eine dpa-Umfrage zeigt. Insbesondere in Mainz sind billige Unterkünfte Mangelware. Auch andere Universitätsstädte verzeichnen eine höhere Nachfrage.

»Wir sind voll bis oben hin«, sagt Adolf Dauber-Primaveßy, der beim Mainzer Studierendenwerk für die Wohnheime zuständig ist. Für die 750 freien Plätze hätten sich etwa 1900 Bewerber gemeldet. Laut Dauber-Primaveßy sind das im Vergleich zu anderen Jahren gut 500 zusätzliche Anfragen. Für den Abteilungsleiter Studium und Lehre an der Uni Mainz, Bernhard Einig, ist das nicht überraschend. Seinen Angaben zufolge verzeichnet die Uni in diesem Jahr ein Bewerberplus von etwa 30 Prozent. Erstmals werde die Marke von 36 000 Studenten geknackt, sagt Einig. Für die kommenden zwei Jahre geht er sogar von einem noch größeren Andrang aus, da dann die doppelten Abiturjahrgänge aus Hessen und Nordrhein-Westfalen dazukämen.

Bewerber gingen leer aus

Das Studierendenwerk Mainz, das 3300 der insgesamt 4300 Wohnheimplätze in der Landeshauptstadt betreut, will weiter aufrüsten. Derzeit werden nach Angaben des Werks 400 neue Plätze gebaut. Über 800 weitere wird laut Studierendenwerk noch verhandelt. Zwischen 250 und 370 Euro müssten die Studenten für eines der begehrten Zimmer zahlen.

Für einen besonders umkämpften Wohnungsmarkt sieht der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Fachhochschule Worms trotz doppelter Abiturjahrgänge bisher kaum Anzeichen. Zumindest findet die Wohnungskartei des AStA, die Studenten bei der Suche nach einer Bleibe helfen soll, keinen besonders großen Anklang. Annette Schwahn vom AStA sagt jedoch, dass viele junge Menschen mittlerweile über das Internet Ausschau hielten. Außerdem pendeln zum Studienstart noch viele Studenten. »Die suchen erst im Laufe des Semesters nach einer Unterkunft.« Nach Ansicht des Studierendenwerks Vorderpfalz mit Sitz in Landau ist es ein generelles Problem, dass Hochschulen ihre Zulassungsbescheide sehr spät vergeben. Direktorin Alexandra Diestel-Feddersen teilte mit, dass in Worms, Ludwigshafen und Landau etliche Bewerber bei der Vergabe der Wohnheimplätze leer ausgegangen sind.

Das Wohnheim in Worms bietet insgesamt 135 Studenten eine Unterkunft. Ungefähr 80 Bewerbungen zählte das Studierendenwerk Vorderpfalz für die 41 freien Plätze. In Ludwigshafen kamen auf die 67 freien Plätze im Wohnheim etwa 130 Bewerber. Insgesamt stehen 174 Plätze zur Verfügung, die zwischen 212 und 235 Euro kosten. Ähnlich sieht es auch in Landau aus. In der Stadt liegt der zweite Campus der Universität Koblenz-Landau. Etwa 150 Bewerber kamen auf die 50 freien Plätze. Dieses Verhältnis sei jedoch eher der Normalfall, teilte das Studierendenwerk Vorderpfalz mit.

Für die Uni in Koblenz haben sich nach Angaben der Pressestelle gut 4000 Studienplatzbewerber gemeldet. Das seien beinahe doppelt so viele wie im Vorjahr, sagt eine Sprecherin. Für die 6500 Studenten der Uni stehen 503 Wohnheimplätze des Studierendenwerks bereit.

Die Nachfrage habe sich im Vergleich zu den Vorjahren bisher nur geringfügig erhöht, sagt Christoph Kilb vom Studierendenwerk. Zwar seien bereits alle Plätze vergeben, Wohnraum gibt es seiner Ansicht nach aber noch genügend. Viele ehemalige Kasernengebäude stünden als günstige Zwei- oder Dreizimmerwohnungen zur Verfügung.

Börse für Couchsurfing

An der TU in Kaiserslautern haben sich laut Pressestelle knapp 18 Prozent mehr Bewerber als im Vorjahr gemeldet. Bisher konnten jedoch alle, die sich für einen der gut 1700 Wohnheimplätze interessierten, untergebracht werden, teilte das Studierendenwerk mit.

Um den Studienanfängern zu Semesterbeginn in Trier bei der Wohnungssuche zu helfen, bietet das Sozialreferat des AStAs »eine Couchsurfingbörse« an. 30 Studenten hätten sich bereits gemeldet, die Studienanfänger ein paar Nächte lang bei sich aufnehmen wollten – bis diese eine Unterkunft gefunden haben.

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