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Mozart im Morgenland

Musikfestival deLIGHTed

  • Anouk Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Grenzen lässt Sinem Altan, die hoch begabte türkischstämmige Hauskomponistin der Neuköllner Oper, nicht gelten. Mutig mixt die 26-Jährige Mozart und Morgenland, leidenschaftliche Opernarien und rauen Hip-Hop, klassischen Jazz und anatolische Folklore. Der Kontrast geht auf: Das deLIGHTed Festival im Atze-Musiktheater, das Altan zusammen mit zwei Kollegen konzipiert hat, schlägt in fünf Uraufführungen Brücken zwischen klassischer westlicher Konzertmusik, urbanen Klängen und sämtlichen Spielarten der türkischen Musiktradition.

Warum auch nicht? In Restaurants boomt die Fusionsküche, in der Mode der Ethno-Stil. Nur bei Live-Konzerten wird noch fein säuberlich getrennt nach Klassik, Folklore und House. Dass sich das allmählich ändert, dafür stehen in Berlin Häuser wie das Radialsystem und eben die Neuköllner Oper oder Veranstaltungen wie die »Yellow Lounge«, die klassische Musik in die Clubs bringt. Sinem Altan – geboren in Ankara, ausgebildet an der Hanns-Eisler-Hochschule und der UdK Berlin, mehrfach ausgezeichnet – geht aber noch einen Schritt weiter: Sie will die verschiedenen Welten, in denen sie lebt, musikalisch verbinden, will »ein Konzertprogramm ohne Kategorisierungen«.

Und so trifft beim deLIGHTed Musikfestival (22.9. bis 2.10.) eine Bach-Fuge auf eine Fuge aus Anatolien, schleichen sich elektronische Beats in eine Opernarie ein, vermählen sich Orient und Okzident. Sämtliche Stücke sind Uraufführungen. Zur Eröffnung am 22.9. findet ein Podiumsgespräch ab 18.30 Uhr statt, vor den anderen Konzerten (Beginn immer 20 Uhr) gibt es ab 18.45 Uhr eine Einführungsveranstaltung.

Zum heutigen Auftakt stehen die künstlerischen Leiter des Festivals selbst auf der Bühne. Sinem Altan, die nicht nur komponieren, sondern auch meisterhaft Klavier spielen kann, stellt mit Sopranistin Begüm Tüzemen und Özgür Ersoy, zuständig für traditionelle türkische Instrumente wie Baglama oder Mey, das Personal der Gruppe Olivinn. Zusammen mit Musikergästen interpretiert das Trio argentinischen und türkischen Tango neu und verbindet beide Richtungen mit anatolischen Volksliedern und Kompositionen von Mozart und Schubert. Moderiert wird der Abend von Schauspieler Kerem Can.

Besonders innovativ wird es bei opeRap am 23.9. und am 1.10., wenn Arien der romantischen Oper auf Hip-Hop treffen. Begleitet von Klavier, Geige und Cello tragen zwei Opernsänger bekannte Arien vor, die dann von DJ Ipek (»Eklektik Berlinistan«) durch Beats, Samples und Rap immer stärker verfremdet werden. Dazu tanzt die Breakdance-Formation »Footwork deluxe«. Jazz und anatolischer Langgesang gehen am 24.9. eine ungewöhnliche Vermählung ein.

Das Anatolian Jazz Orchestra passt die Melodien Anatoliens so an moderne Jazznormen an, dass sie für europäische Ohren verständlicher werden; begleitet wird es vom Volksmusikensemble Trio Ekin und der Volkstanzgruppe Ekdane.

Eine Mischung aus Broadway- und Bosporus-Operettenmelodien vereint am 30.9. das glamouröse Konzert »rock the jetlag« der Dramaturks, vorgetragen von Kerem Can und zwei Sängerinnen. Und beim Abschlusskonzert des Festivals (2.10.) trifft ein Perkussion-Ensemble mit vier Schlagzeugern auf Sinem Altans Band Olivinn.

22.9.-1.10., Atze-Musiktheater, Luxemburger Str. 20, Wedding; Infos unter Tel.: (030) 81 79 91 88

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