Ikone im hochkarätigen Starterfeld

Rekordolympionike Michael Phelps (USA) schwimmt in Berlin, um zu sehen, wo er steht

  • Klaus Weise
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit dem Jahr 2000 ist Berlin Austragungsort im Kurzbahn-Weltcup, mithin ist das Ereignis in der »Schwimm- und Sprunghalle am Europasportpark« am Wochenende zum zwölften Mal Gastgeber für die Weltbesten im Becken. Eigentlich hatten dort auch im Jahr 2000 die olympischen Schwimmwettbewerbe stattfinden sollen, aber nach dem schmählichen Scheitern der Bewerbung war es damit Essig. Immerhin gab es danach noch eine EM in der Halle, jährlich Deutsche Meisterschaften - und den Weltcup, der beste Wettkampfbedingungen und ein Topumfeld bietet. Das unterstreichen die zwölf Weltbestmarken, die den Vermerk »Berlin« tragen.

Das Teilnehmerfeld ist Jahr für Jahr illuster, die Besten der Besten kommen gern nach Berlin, weil das Wasser im Becken an der Landsberger Allee als ausgemacht schnell gilt. Für das Wochenende vermeldet der DSV als Veranstalter 17 Olympia-Goldmedaillen, 27 Weltmeister, 11 Weltrekordler, 400 Aktive aus 38 Nationen. Die deutsche Elite wird, von verletzungs- oder krankheitsbedingten Ausfällen abgesehen, komplett am Start sein. Aushängeschild des DSV-Teams ist zweifellos der doppelt WM-medaillengeschmückte Paul Biedermann (Halle/S.), der sich bei den beiden Weltcups zuvor in Stockholm und Moskau in vielversprechender Form zeigte und zuletzt sogar Superstar Michael Phelps (USA) über 200 m Freistil besiegte.

Der 14-malige Olympiasieger, der mit seinen 16 olympischen Medaillen in der Gesamtstatistik aller Zeiten nur noch von der russischen Turnerin Larissa Latynina (18) übertroffen wird, ist zwar erstmals auch in Berlin am Start, und das gleich auf fünf Strecken. Aber zum erneuten Duell mit Biedermann, der zweimal antritt, wird es nicht kommen. Die Rivalen haben für unterschiedliche Wettbewerbe gemeldet. Der 26-jährige Phelps, immer noch so etwas wie ein kleines Weltwunder, ist schlichtweg die Ikone des hochkarätigen Starterfeldes, in dem jede Menge weiterer Koryphäen wie zum Beispiel Vorsaison-Gesamtweltcup-Gewinnerin Therese Alshammar (Schweden), der Franzose Yannick Agnel, Biedermanns Partnerin und Peking-Doppelolympiasiegerin Britta Steffen und viele weitere Topathleten stehen.

Phelps, Biedermann und Alshammar waren am Freitag in der Auftaktpressekonferenz die Hauptakteure - in genau dieser Reihenfolge und mit deutlicher Abstufung. Dass der schlaksige Ami, der dieses Attribut nicht nur in Bezug auf die Körperlänge, sondern auch im gesamten Auftreten verdient, noch einmal eine ganz besondere Kategorie unter den Stars darstellt, war daran abzulesen, dass die zahlreichen Kameras fast ausschließlich auf und die Fragen an ihn gerichtet waren. Dennoch zeigte er sich locker, gut gelaunt und auskunftsfreudig. Er sei mit einem Juniorenteam in Berlin, mithin der Älteste. »Das heißt, ich muss Vorbild sein.« Jede Woche sei jetzt wichtig im Hinblick auf Olympia im nächsten Jahr, sagte er. Dass er möglicherweise neun Rennen zu absolvieren habe, das sei »normal und kein besonderes Thema«. Diese Belastung »ist für mich Training, ich will sehen, wo ich stehe«.

Darüber Auskunft zu geben, was er in London schwimmen werde, »dafür ist es viel zu früh«. Das werde man entscheiden, wenn die Zeit gekommen sei. In den USA werden die Olympiatickets Ende Juni vergeben. Die Niederlage in Moskau gegen Biedermann beschäftigt ihn nicht, das ist alles noch sehr relativ - die Kurzbahn ist nur eine Episode im Aufbau.

Ebenso gelassen sieht er den olympischen Medaillenrekord. »Ich wusste bisher überhaupt noch nichts von dieser Turnerin. Ich muss mich darauf konzentrieren, was ich machen will. Und wenn das klappt und sich daraus eine neue Marke ergibt, dann ist es halt okay.« Michael Phelps sei jetzt wieder bestens motiviert, sagt Trainer Bob Bowman. Man werde sich Schritt für Schritt steigern und sei bereits voll dabei. Paul Biedermann sagt über sein Verhältnis zum Jahrhundertschwimmer Phelps: »Für mich ist er nach wie vor der beste Schwimmer der Welt. Wir sind keine dicken Freunde, sondern Rivalen. Aber mein Respekt für ihn ist gewaltig. Er hat 16 olympische Medaillen, davon 14 in Gold. Ich habe noch nicht eine einzige. Es macht Spaß, gegen einen wie ihn zu schwimmen.«

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