Ein Kuss in Babelsberg

Anhänger der Potsdamer setzen Zeichen gegen Homophobie im Karl-Liebknecht-Stadion

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.
Beim Spiel des SV Babelsberg gegen Darmstadt zeigten die Fans am Samstag Flagge und holten das Aktionsbanner von "Fußballfans gegen Homophobie" in die Kurven des Karl-Liebknecht-Stadions.
Beim Spiel des SV Babelsberg gegen Darmstadt zeigten die Fans am Samstag Flagge und holten das Aktionsbanner von "Fußballfans gegen Homophobie" in die Kurven des Karl-Liebknecht-Stadions.

Der SV Babelsberg 03 hatte am Samstag nicht nur den Tabellennachbarn aus Darmstadt zu Gast. Während die Drittligabegegnung auf dem Rasen umkämpft war, dominierte auf den Rängen das Thema schwulen- und lesbenfeindliche Diskriminierung im Fußball. Die Initiative »Fußballfans gegen Homophobie« brachte ihr Wanderbanner in die Fankurven der Babelsberger. Das Transparent, das ein stilisiertes Foto der sich bei einem Torjubel küssenden englischen Fußballstars Paul Scholes und Gary Neville vor einem Regenbogen auf lilafarbenen Untergrund zeigt, zierte in der ersten Halbzeit den Ostblock im Karl-Liebknecht-Stadion. Zum Wiederanpfiff hing es in der Nordkurve.

»Es geht nicht um das Outing, sondern darum, die Diskriminierung von Schwulen und Lesben im Fußball und Alltag anzuerkennen«, erklärt Christian Rudolph die Motivation der Initiative. Er ist Fan von Tennis Borussia Berlin und hat die Aktion aus der Abteilung Aktive Fans mit dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland auf den Weg gebracht. »Mit dem Banner wollen wir das ganze Stadion aufklären.« Seit Juni ist es schon in einem Dutzend Arenen in Deutschland, der Schweiz und Luxemburg zu sehen gewesen.

Von Liga eins bis sechs und über lokale Rivalitäten hinweg - wie etwa zwischen dem Hamburger Sportverein und dem FC St. Pauli - haben die Fangruppen das Banner in ihre Kurven geholt. »Dieser Zuspruch zeigt, dass die Fans das Thema ernst nehmen« so Rudolph. Nun seien Vereine und Verbände gefordert, zum Beispiel durch die Erweiterung des Antidiskriminierungsparagrafen. Dem Deutschen Fußballbund wirft er Lippenbekenntnisse vor.

»Wir wollen mit unserer Beteiligung darauf aufmerksam machen, dass auch im ›Karli‹ immer mal wieder homophobe Sprüche fallen«, sagte Roman Böttcher vom Fanbeirat des Klubs, der für eine linke Anhängerschaft bekannt ist. Am Samstag gab es derartige verbale Entgleisungen einzig aus den Reihen der Gästefans. Anhänger von Darmstadt betitelten den Babelsberger Torhüter Daniel Zacher mehrmals mit »Schwuler«.

Auch die Babelsberger Klubverantwortlichen unterstützten die Aktion. Vorstandsvorsitzender Thomas Bastian begrüßte das Engagement der Fans. »Das ist für uns Ausdruck der Werte, die wir im Verein vertreten. Wir wollen offen für alle sein.« Einzig die Teams haben kurz nach dem 1:1 mehr über das hitzige Spiel mit drei roten Karten sinniert. »Solche Aktionen kommen bei der Mannschaft während des Spiels nicht an, gab Trainer Dietmar Demuth zu.

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