Zu Fuß durch den Rhein

Nach der langen Trockenheit ist der Pegel in den meisten deutschen Flüssen enorm gesunken

  • Jens Albes, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Neue Ziele für Spaziergänger: Weil die Pegelstände des Rheins immer weiter fallen, kann man inzwischen manche Insel ohne Boot erreichen. Für die Binnenschiffer ist das jedoch nicht lustig.

Mainz. Gummistiefel statt Boote: Nach wochenlanger Trockenheit können Spaziergänger manche Insel im Rhein bereits trockenen Fußes erreichen. Der Fluss führt so extremes Niedrigwasser, dass dies etwa beim Binger Mäuseturm-Inselchen und der Insel Kisselwörth nahe Mainz möglich ist.

»An diesem Wochenende werden wohl noch mehr Spaziergänger zu Inseln und Sandbänken laufen«, sagt Ralf Schäfer vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Bingen. Bis dahin sind keine stärkeren Niederschläge angekündigt. »Vor Jahren habe ich bei Niedrigwasser schon Leute gesehen, die mit Brauereigarnituren Picknick im Rhein gemacht haben«, ergänzte der Schifffahrtsexperte.

Die Binnenschiffer beobachten die Entwicklung mit Sorge: In Kaub im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal wurde bereits zur Wochenmitte ein Pegelstand von nur noch 55 Zentimetern gemessen. Das war der niedrigste Wert des Jahres. »Das bedeutet, dass die Fahrtiefe dort noch etwa 1,65 Meter beträgt«, erklärte Schäfer. Wegen des nötigen Sicherheitsabstands von 15 bis 20 Zentimetern zur Flusssohle könnten die Schiffe somit nur noch einen Tiefgang von 1,45 bis 1,50 Metern haben. »Die ganz großen Schiffe verlieren deshalb rund 80 Prozent ihrer Tragfähigkeit«, sagte der Sachbearbeiter. »Statt mit 5500 Tonnen fahren sie nur noch mit 900 oder 1100 Tonnen durch die Gegend.«

Bald könnte der Transport deshalb unrentabel werden. Manche Reedereien verteilten daher ihre Fracht auf mehrere kleinere Frachter. »Spaziergänger können deshalb jetzt sogar mehr Schiffe als sonst sehen«, erläuterte Schäfer. Die Schifffahrtsunternehmen vereinbaren nach seinen Worten mit ihren Kunden auch Zuschläge wegen des Niedrigwassers. »Das ist nicht amtlich festgelegt, das bestimmen die selbst.«

Infolge des stark gesunkenen Wasserspiegels bleibt auch der Betrieb der Fähren zwischen Niederheimbach im Oberen Mittelrheintal und Lorch sowie zwischen Ingelheim und Oestrich-Winkel im Rheingau weiterhin eingestellt. Damit der Wasserstand des Rheins wieder steigt, müsste es kräftig und lange regnen. Niederschläge in den Alpen, im Schwarzwald und in den Vogesen könnten jedoch auch vom Frost zurückgehalten werden, ergänzte Schäfer.

Auch in anderen deutschen Flüssen wie Elbe und Main fehlt es an Wasser. Auf der Donau sei Pegel noch in keinem November so niedrig gewesen wie derzeit, sagte Jürgen Schmid vom Wasser- und Schifffahrtsamt Regensburg in Bayern. Der Wasserstand liege bis zu 30 Zentimeter unter dem üblichen Niedrigwert.

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