• Politik
  • Tagesthema: Rechtsextremer Terror

Raus aus Facebook, nicht der Szene

NPD und Terrorszene sind eng verbandelt: Das Beispiel Patrick Wieschke

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit der Verhaftung des Jenaer Kameradschafts- und NPD-Spitzenfunktionärs Ralf Wohlleben als mutmaßlicher Terror-Helfer nähern sich die Einschläge der rechtsradikalen Partei. Und es gibt weitere Beispiele für die Nähe der Braunen zum Terror - etwa die Biografie des Patrick Wieschke.

Patrick Wieschke ist seit gestern raus aus Facebook - dabei hatte er in dem Internet-Netzwerk so viele »Freunde«: Weit über 1400 Personen aus nahezu allen Schichten folgten dort dem jungen Mann, der seit kurzem Bundesorganisationsleiter der NPD ist. Viele junge Leute sind darunter, etwa aus seiner Geburtsstadt Eisenach - vom Schüler bis zu offensichtlich reiferen Semestern.

Das wirkte alles fast schon seriös, trotz manches dort »geposteten« Links. Dabei ist es noch nicht lange her, als Wieschke einst mit seinen »Kameraden« vom »Nationalen und Sozialen Aktionsbündnis Westthüringen« in Springerstiefeln durch Thüringer Innenstädte stampfte. Das war Zusammenschluss der Naziaktivisten aus Eisenach, Unstrut-Hainich, Bad Liebenstein sowie des Nationalen Widerstands Schmalkalden und des Anti-Antifaschistischen Komitees Eisenach. Seine Truppe wurde zu einer Untergliederung des »Thüringer Heimatschutzes«, bei dem sich auch die Rechtsterroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hervorgetan haben.

Im Jahr 2000 war Wieschke an einem Sprengstoffanschlag auf einen türkischen Imbiss beteiligt. Als Anstifter musste der so genannte »Döner-Bomber von Eisenach« für fast drei Jahre in Haft, 2004 wurde er vorzeitig entlassen. Schon vor der Strafe hatte er sich aber auch in legale Strukturen eingegliedert. Er ist Gründungsmitglied und war bis 2002 Landespressesprecher und dann Vize der Thüringer NPD-Jugend. Er meldete Rudolf-Hess-Märsche an und tat sich als brauner Demo-Redner hervor. Dies offenbar mit einem gewissen Witz, abgeschaut aus der linken Szene. Auch an den »Querfronten« hat sich Wieschke versucht, er rief auch zu Montagsdemonstrationen auf, agitierte gegen Hartz IV und für den Frieden.

Seit Januar 2006 ist Wieschke mitverantwortlich für den »Wartburgkreis-Boten«, ein Mitteilungsblatt der NPD. Im März wurde er NPD-Vize im Wartburgkreis - und Danny Pfotenhauer, ebenfalls wegen des Imbiss-Anschlags verurteilt, wurde Schatzmeister. Wieschkes Ämtersammlung ging weiter: 2006 trat er als NPD-Landesgeschäftsführer in Thüringen, als Landespressesprecher, als kommunalpolitischer Sprecher sowie als Leiter des wirtschaftspolitischen Referats der Freistaats-NPD auf. 2007 hospitierte er im Schweriner Landtag - eine reguläre Anstellung war vom Nordost-Abgeordnetengesetz vereitelt worden, das ein Führungszeugnis verlangt. Inzwischen ist Wieschke auch im Stadtrat von Eisenach.

Für den 10. Dezember lädt Wieschkes »Wartburgkreis-Bote« zur Weihnachtsfeier. Mit einem, wie es heißt, hochkarätigen Redner. Und mit Liedgut von »Sleipnir«, der Formation des Nazi-Rockers Marco Laszcz. Ihm werden beste Beziehungen zum Skinhead-Netzwerk »Blood and Honour« nachgesagt, das in Deutschland verboten ist - und in Thüringen um die Zeit des Verschwindens des Trios mit einer »Todesliste« von sich reden machte.

»Wer kommen möchte, meldet sich«, so die Einladung zur feier im Internet.

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