Sehen lernen

Kommentar von René Heilig

  • Lesedauer: 1 Min.

Zugegeben, die diesjährige Herbsttagung des Bundeskriminalamtes war als Festveranstaltung zum 60-jährigen Bestehen geplant. Doch in diesem Lande ist inzwischen etwas geschehen, was sich so keiner hat vorstellen können. Sagt jedenfalls der Bundesinnenminister. Und BKA-Präsident Zierke betont zwar, dass die Öffentlichkeit ein Recht habe, zu erfahren, wie es dazu kommen konnte, dass Naziterror hierzulande so lange übersehen worden ist. Doch im Detail sagt er nichts.

Niemand verlangt schnelle, umfassende Antworten - doch was wäre geeigneter als eine Tagung des Bundeskriminalamtes mit so hochkarätiger Besetzung, um über das offenkundige Versagen von Politik und Sicherheitsbehörden zu debattieren? Statt dessen blieb man in den geplanten, in gewohnten Bahnen. Über eine Stunde lang durfte da ein noch immer vom Marxismus zutiefst verhuschter pensionierter schwäbischer Provinzrichter über die Gefahr palavern, die von der Roten-Armee-Fraktion für den Rechtsstaat ausgegangen ist. Kaum hatte sich der RAF-Horror etwas gelegt, wärmte ein anderer den Dschihad-Horror auf, den die gefassten Sauerland-Bombenbastler mit Wasserstoff-Peroxid und Weizenmehl zusammenbrauen wollten. Dies und diverse Anti-NPD-Effekthaschereien vor der heute beginnenden Innenministerkonferenz lassen erahnen, wie schwer es für einige Zuständige ist, endlich auch mit dem rechten Auge sehen zu lernen.

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