Gefrustete Förster

In Brandenburgs Wäldern greift seit 1. Januar eine Verwaltungsreform, die Stellenzahl soll sinken

  • Torsten Richter, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
In Brandenburg trat zum 1. Januar die Forstreform in Kraft. Sie zielt vor allem auf die Trennung von hoheitlichen und wirtschaftlichen Aufgaben. Aber es sollen auch viele Stellen eingespart werden.

Potsdam. Für die Mitarbeiter des Landesforstbetriebes in Brandenburg begann Anfang 2012 eine neue Zeitrechnung, denn seit dem 1. Januar sieht die forstliche Landkarte zwischen Prignitz und der Niederlausitz anders aus. Die Zahl der Oberförstereien schrumpfte nach Verwaltungsangaben von 72 auf lediglich 44. Diese gliedern sich in 30 hoheitliche und 14 wirtschaftliche Oberförstereien. Außerdem soll massiv Personal abgebaut werden - die Zahl der Stellen sinkt von 2200 auf 1500 zum 1. Januar 2015, was vielerorts Frust auslöst.

Beispiel Südbrandenburg: Hier sind zwei der sieben übergeordneten Servicebereiche angesiedelt. Verwaltet werden sie in Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) und Lübben (Dahme-Spreewald). Diese Bereiche nehmen im Großen und Ganzen die Aufgaben der einstigen Ämter für Forstwirtschaft wahr. Das sind beispielsweise Abrechnungen sowie die Betreuung der IT-Technik.

Jedem Service-Bereich ist eine bestimmte Zahl von Oberförstereien zugeordnet. Im Gebiet Doberlug-Kirchhain sind es sechs, in Lübben vier. Diese erreichen flächenmäßig die Größe der alten Landkreise. So ist etwa die Oberförsterei Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) mit Sitz in Ruhland fast identisch mit dem alten 600 Quadratkilometer großen Kreis Senftenberg. Die Oberförsterei Herzberg (Elbe-Elster) erstreckt sich von Nord nach Süd über rund 80 Kilometer - vom Fläming bis zur Elbe bei Mühlberg.

Ab 2014 ohne Zuschüsse

Diese hoheitlichen Institutionen mit ihren Revieren sind in erster Linie für die Durchsetzung des Waldgesetzes sowie als Ansprechpartner für die Bevölkerung zuständig. Außerdem wird es 14 weitere Oberförstereien geben, die sich nur um den Landeswald kümmern. »Diese Gremien sollen ab dem Jahr 2014 ohne Zuschüsse aus dem Landeshaushalt auskommen«, sagt Christian Naffin, Sprecher des Landesforstbetriebes. Mit der Forstreform sollen rund 40 Prozent der Stellen im Vergleich zum Jahr 2006 eingespart werden.

Bereits jetzt werden ehemalige Forstleute in anderen Bereichen beschäftigt, beispielsweise in der Wasserwirtschaft. Die personellen Lücken sollen nach Auskunft des Chefs des Landesforstbetriebes, Hubertus Kraut, mit Servicepartnern geschlossen werden. »Wir lagern Arbeit aus.« So soll die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) verstärkt in die Öffentlichkeitsarbeit eingebunden werden. Viele Forstleute sind von der Reform wenig begeistert. Manchen Angestellten war bis zuletzt noch nicht klar, wo sie künftig arbeiten würden. Manche Mitarbeiter müssen künftig weite Fahrwege in Kauf nehmen.

Brandenburgs Forstminister Jörg Vogelsänger (SPD) sind die Probleme bewusst. »Ich danke allen Beteiligten für ihr verantwortungsbewusstes und engagiertes Handeln, auch wenn es manchmal schwierig war und man sich auch vor Gericht gegenüberstand«, meinte er zur anstehenden Umsetzung des Konzepts.

Konzept von 2001

Hinter allen Beteiligten liegt ein langer Weg: Die Diskussionen für die Reform in Brandenburg begannen bereits in den 1990er Jahren. Im September 2001 stimmte die Landesregierung dann einem Konzept zu, das die Beschäftigten der Forstverwaltung erarbeitet hatten. Damit war der Weg für die Reform der Forstverwaltung frei, erklärt Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. Im Februar 2007 beschloss das Kabinett dann weitere Eckpunkte, deren Umsetzung nun folgt.

Für den Landwirtschaftsexperten der CDU-Landtagsfraktion, Dieter Dombrowski, wird die Forstreform nicht zielstrebig genug umgesetzt. Für ihn sei unverständlich, dass viele Mitarbeiter so lange im Unklaren über ihre Verwendung blieben.

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