Krieg geht vor Zivil

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 2 Min.

Dass Steuergelder von der Bundesregierung Jahr für Jahr verschleudert werden, dürfte jedem klar sein. Dass der Afghanistan-Krieg neben der menschlichen Tragödie auch ein finanzielles Fiasko ist, ist auch bekannt: Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung im vergangenen Oktober ausrechnete, hat der Krieg in zehn Jahren 17 Milliarden Euro gekostet. Die meisten deutschen Kampftruppen werden Ende 2014 aus Afghanistan abziehen, das Feldlager in Kundus soll bereits ein Jahr früher dichtgemacht werden. Das aber hält Schwarz-Gelb nicht davon ab, noch einmal kräftig zu investieren: Satte 20 Millionen Euro sollen in das Camp gesteckt werden, um es zu erweitern und auszubauen.

Gut angelegt sind die Militärmillionen sicher nicht. Zu viele Opfer hat das »Engagement« der Deutschen bereits gefordert. Die jüngste Finanzspritze zeigt aber, dass die Bundesregierung bei Kriegsausgaben nicht kleckert, sondern klotzt: Zwischenzeitlich hat das Verhältnis der Militärausgaben zu den Summen, die in den zivilen Wiederaufbau Afghanistans gesteckt wurden, etwa 10 : 1 betragen. Seit rund zwei Jahren ist das Missverhältnis nicht mehr ganz so arg, es beträgt heute 2,5 : 1 zugunsten des Militärs. Nach wie vor geht Krieg vor Zivil.

Doch wozu baut man das Feldlager so kurz vor Toreschluss aus? Die Niederlage der Besatzer ist eh besiegelt, das weiß auch die Politik. Nur: Für sie wäre es ein GAU, wenn weitere Deutsche die Heimreise in Zinnsärgen anträten. Deshalb ist die Bundesregierung bemüht, die Sicherheit der Soldaten zu verbessern und das Anschlagsrisiko zu reduzieren. Da kommt es auf ein paar Millionen nicht mehr an.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal