Ressourceneffizienz schafft Jobs

Umweltbundesamt legt sich für das Konzept der grünen Wirtschaft ins Zeug

Ökonomie und Ökologie können Hand in Hand gehen - so lautet die Botschaft des Jahresberichts des Umweltbundesamts.

Der UN-Gipfel »Rio+20« im Juni wirft längst seine Schatten voraus. 20 Jahre nach dem Erdgipfel von Rio de Janeiro, bei dem sich die Staatengemeinschaft das Konzept der nachhaltigen Entwicklung auf die Fahnen schrieb, geht es um eine Bestandsaufnahme und neue Ansätze. Hauptthema der Konferenz wird das Thema »Green Economy« (grüne Wirtschaft) sein, was auf scharfe Kritik bei Umweltaktivisten stößt. Sie halten dieses Konzept für technik- und marktzentriert sowie für nicht weitreichend genug. Dem widerspricht das Umweltbundesamt (UBA), das in seinem Jahresbericht »Schwerpunkte 2012« die grüne Wirtschaft in den Mittelpunkt stellt. Die »Green Economy« sei entscheidend dafür, »Nachhaltigkeit realisieren zu können«, erklärte UBA-Präsident Jochen Flasbarth am Mittwoch vor Journalisten in Berlin. Für ihn ist es auch deshalb nötig, Umweltschutz mit Wachstum und Wohlstand zusammenzubringen, weil Entwicklungs- und Schwellenländer sonst nicht mitzögen.

Bei der grünen Wirtschaft geht es um weit mehr als die vieldiskutierte Energiewende. Insbesondere das zunehmend wichtiger werdende Thema knapper und dadurch teurer Ressourcen beschäftigt das Umweltbundesamt stark. Dass die deutsche Industrie, etwa im Rahmen ihrer Allianz für Rohstoffsicherung, lediglich einen ausreichenden Zugang weltweit fordere, hält der UBA-Chef als Grundlage einer Ressourcenstrategie schlicht für »falsch«. So habe China den Exportstopp bei Seltenen Erden auch damit begründet, dass eine Vielzahl von Minen wegen unzumutbarer Umweltbedingungen geschlossen worden sei. Wäre es denn richtig gewesen, diese offenzuhalten, um die Nachfrage aus dem Ausland zu bedienen?, fragte Flasbarth rhetorisch.

Gerade im Bereich Ressourceneffizienz wäre aus Sicht des Bundesamtes noch vieles möglich - angefangen vom sparsamem Einsatz von Industrierohstoffen bei der Herstellung über die Entwicklung langlebiger, gut wiederverwertbarer Produkte bis hin zum klassischen Recycling. Aber auch neue Eigentumsformen können ressourcensparend wirken. Zum Beispiel beim Car Sharing, wo sich aktuell in 300 deutschen Städten 190 000 Nutzer 5000 Autos teilen. Die Ressourceneffizienz birgt nach UBA-Angaben außerdem enormes Beschäftigungspotenzial: Bis zu 700 000 Arbeitsplätze seien bei konsequenter Umsetzung aller Materialeinsparungsmöglichkeiten im verarbeitenden Gewerbe bis zum Jahr 2030 möglich.

Überhaupt geht es dem UBA darum, mit vielen Zahlen zu belegen, dass verstärkter Umweltschutz die Wirtschaft erst richtig voranbringen kann. Schon jetzt seien rund zwei Millionen Menschen in der Bundesrepublik in diesem Bereich beschäftigt - selbst in der Wirtschaftskrise habe er sich als Jobmotor erwiesen. Und wenn die EU nun endlich ein angemessenes Klimaziel beschließen würde, worauf sich die Umweltminister bei ihrem jüngsten Treffen aber wieder nicht einigen konnten, ließen sich sechs Millionen Arbeitsplätze zusätzlich schaffen. An die Adresse seines Dienstherren, Umweltminister Norbert Röttgen, gerichtet, bat der UBA-Chef, bei den geplanten Solarförderkürzungen die wirtschaftlichen Chancen der erneuerbaren Energien im Blick zu behalten und neu geschaffene Arbeitsplätze zu hegen. Es sei kein Zufall, dass sich gerade die Wirtschaftsminister der Länder Sorgen um die Solarfirmen machten.

Trotz dieser Debatte sieht Flasbarth den Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland auf einem guten Weg. Beim anderen Teil der Energiewende, dem Ausbau der Energieeffizienz, gebe es aber noch eine Menge zu tun. Dies gelte nicht nur für die viel diskutierte Gebäudesanierung. Der UBA-Chef machte sich auch für den sogenannten Toprunner-Ansatz stark - wenn bis zum Jahr 2020 die derzeit stromsparendsten Elektrogeräte im Haushalt zum Standard gemacht würden, ließen sich zehn Großkraftwerke einsparen. Auch hier bieten sich Jobchancen: Bis zu 200 000 neue Arbeitsplätze könnten entstehen, wie eine ebenfalls am Mittwoch vorgestellte neue Studie im Auftrag des Umweltverbands BUND ergab.

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