»Warum scheuen Sie das Wort wie der Teufel das Weihwasser?«

Mecklenburgs Ministerpräsident Erwin Sellering verteidigte in Berlin seine Ansicht, dass die DDR kein Unrechtsstaat war

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

2009 hatte sich Erwin Sellering,Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern (seit 2008), in einem Interview dagegen verwahrt, »die DDR als den totalen Unrechtsstaat zu verdammen«. Zwar habe zum SED-Staat »immer auch ein Schuss Willkür und Abhängigkeit« gehört, aber: »Die alte Bundesrepublik hatte auch Schwächen, die DDR auch Stärken.«

Über drei Jahre bemühte sich die Bundesstiftung Aufarbeitung, den Regierungschef in Schwerin zur Diskussion seiner »kontroversen Thesen« in ihr Berliner Domizil zu locken. Als dieser nun endlich kam, sich auf ein öffentliches Podiumsgespräch mit Stiftungschef Rainer Eppelmann einließ, musste er sich vom Publikum beschimpfen lassen: »Das ist dummes Zeug, was Sie da reden.« Oder: »Unerhört, wie Sie hier rumeiern. Warum scheuen Sie das Wort Unrechtsstaat wie der Teufel das Weihwasser?« Der Gescholtene ließ sich nicht beirren. Er steht zu seinen Äußerungen von 2009. Das ist allein insofern bemerkenswert, als Vertreter der politischen Kaste gemeinhin heute nicht mehr wahrhaben wollen, was sie gestern sagten oder versprachen.

Er sei von den »FAZ«-Interviewern zu einer Äußerung über die DDR gedrängt worden, erklärte Sellering. Denn es ging damals um eine mögliche Koalition mit der LINKEN. Er habe mit dieser Partei, als sie noch PDS hieß, ...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.