Frankreich geht Offshore

Erste Lizenzen für Windparks im Meer vergeben

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei der Windenergie hat Frankreich gegenüber anderen europäischen Ländern einen Rückstand von mehr als zehn Jahren. Das soll sich ändern. Die ersten Genehmigungen für Windparks vor der Atlantikküste wurden jetzt erteilt.

Obwohl Frankreich eine der längsten Küsten aller europäischen Länder hat, steht hier noch nirgends ein Windrad in den Küstengewässern. Europaweit gibt es derartige Anlagen bereits mit einer Gesamtkapazität von 4000 Megawatt (MW). Großbritannien, Dänemark und Deutschland sind die Vorreiter. Doch Frankreich will den Rückstand zügig aufholen. Vergangene Woche hat die Regierung die ersten vier Genehmigungen für Offshore-Felder erteilt.

Davon gingen gleich drei an ein Konsortium aus dem vom Staat dominierten Konzern Electricité de France (EDF) und dem dänischen Energieversorger Dong. Sie liegen vor Fécamp und Courseulles-sur-Mer an der normannischen Küste und vor Saint-Nazaire an der Atlantikküste. Diese Felder sind 88, 77 und 78 Quadratkilometer groß und hier werden 83, 75 beziehungsweise 80 Windräder errichtet. Während die Parks vor der normannischen Küste jeweils bis zu 500 MW Leistung haben sollen, werden es vor Saint Nazaire bis zu 750 MW sein. Das vierte Feld an der bretonischen Küste ging an die spanische Iberdrola und ihren britischen Partner RES, die dort 100 von Areva gebaute Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 500 MW errichten wollen.

Die geplanten Windkraftanlagen im Meer sollen sicherstellen, dass Frankreich bis 2020 seine Selbstverpflichtung einlösen kann, 23 Prozent der Elektroenergie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Da Photovoltaik noch teuer ist und neue Windräder an Land auf massiven Widerstand stoßen, bleibt vor allem die Windenergie auf dem Meer. Allerdings sind die Baukosten im Meer deutlich höher als an Land. Für die vier jetzt geplanten Windparks zusammen sind Investitionen von sieben Milliarden Euro nötig. Und so liegt der staatlich garantierte Aufkaufpreis hier bei 200 Euro pro Megawattstunde gegenüber 82 Euro an Land.

Noch bestehen die jetzt vergebenen vier Offshore-Felder nur auf dem Papier. Die Konsortien haben jetzt 18 Monate Zeit, vor Ort die technische Machbarkeit zu prüfen und mit ihren Banken und anderen Investoren das Finanzierungskonzept zu vollenden. Damit stehen und fallen aber auch die Aussichten auf vier neu zu errichtende Werke für den Bau der Windkraftanlagen in Cherbourg, Saint Nazaire und Le Havre mit zusammen bis zu 10 000 Arbeitsplätzen.

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