500 Unterschriften gegen den Abriss einer Villa

Stille Demonstration heute um 18 Uhr am »Hotel Kaiserhof« in Fürstenwalde

  • Sybille Gurack
  • Lesedauer: 2 Min.
Noch eine Unterschrift gegen den Abriss der Villa
Noch eine Unterschrift gegen den Abriss der Villa

Jeder Tag kann der letzte sein für die 1880 gebaute Stadtvilla in der Fürstenwalder Eisenbahnstraße 37. Sie soll zugunsten eines weiteren Supermarkts abgerissen werden. Für viele Einwohner der Stadt ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar. Zu einer ersten spontanen Unterschriftensammlung vor dem Haus kamen über 200 Bürger. Einige brachten einen Zeitungsausschnitt aus dem »nd« mit und lasen vor. Das »nd« hatte am 3. April als erste Zeitung über den Abrissplan berichtet.

Viele haben Erinnerungen an das Haus. Helga Juraschek beispielsweise verbrachte in den 50er Jahren viel Zeit dort, denn hier saß die Volkssolidarität und ihr Vater war der Kreischef. Auch Renate Genter findet den Abrissplan »empörend«. Sie war früher oft hier, weil der Vater ihrer Freundin auf dem Hof eine Autowerkstatt hatte. »Wir haben doch mehr als genug Supermärkte« sagt Genter. »Wer braucht denn noch mehr?«

Stadtmuseumsleiter Guido Strohfeldt meint, der Fall sei »ein Symbol für die vielen sinnlosen Abrissarbeiten« in Fürstenwalde. Manfred Schmidt regt sich auf: »Ich habe ein Grundstück. Ich will darauf bauen. Das ist nicht möglich. Ich werde gebremst und schikaniert mit Vorschriften. Und bei so einem wichtigen Haus in der Flaniermeile, da erlaubt sich die Stadt alles.« Gertrud Rost erzählt: »Bei meinen Busreisen bekomme ich immer die Altstadt präsentiert. Hier reißt man sie ab.«

Zirka 500 Unterschriften liegen vor. Unzählige Listen kursieren noch. Was viele wurmt: Der Projektentwickler des Supermarktes, Bernhard Kutzner-Gabriel, erklärte, dass er seit zwei Jahren das Einverständnis der Stadt habe. Zwei Jahre, in denen das Projekt überall durchgewunken wurde. Eine Diskussion gab es offenbar nicht. Stephan Wende, Linksfraktionschef in der Stadtverordnetenversammlung und Vorsitzender des Ausschusses für Stadtplanung, war das Vorhaben unbekannt. Wende und weitere Bürger beantragten jetzt, die Villa Perponcher unter Denkmalschutz zu stellen.

Landeskonservator Detlef Karg sah sich in der vergangenen Woche veranlasst, erstmalig eine Mitarbeiterin durch das Gebäude zu schicken. Sie sollte prüfen, ob die Villa denkmalwürdig ist. Das Ergebnis ist noch nicht bekannt. Karg lobte die Fürstenwalder aber immerhin schon für ihr Engagement für ein Zeugnis ihrer Geschichte. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass für ihn ausschließlich objektive Kriterien zählen.

Heute stellt der Projektentwickler im Bauausschuss sein Vorhaben vor. Fragen durch Bürger sind nicht gestattet. Aber alle sind eingeladen, um 18 Uhr zum stillen Protest am »Hotel Kaiserhof«, Eingang Friedrich-Engels-Straße, zu kommen.

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