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Ruf nach Weiterbeschäftigung

Protestaktion vor Maredo-Filialen

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Am Wochenende wurden Protestflugblätter vor Filialen der Steakhaus-Kette Maredo verteilt.

Solidarität mit den gekündigten Beschäftigten einer Maredo-Filiale in Frankfurt am Main ist bei der Maikundgebung des DGB in der Bankenmetropole ein zentrales Thema. Die um Weiterbeschäftigung kämpfenden Gewerkschafter werden an der Spitze des Demonstrationszuges durch die Innenstadt ziehen. Einer von ihnen wird bei der Kundgebung vor dem historischen Rathaus sprechen.

Die Maredo-Angestellten wehren sich gegen eine Blitzaktion, mit der das Management bereits Ende November die komplette Belegschaft zuerst stundenlang eingesperrt und später vor die Tür gesetzt hatte. »Ich wurde daran gehindert, auf die Toilette zu gehen«, berichtete eine Augenzeugin. Unter massivem Druck und Einschüchterungsversuchen hatten damals 13 Beschäftigte vorgefertigte Eigenkündigungen unterschrieben, 16 andere weigerten sich und zogen vor Gericht. Sie fordern ihre Weiterbeschäftigung und erstatteten Anzeige wegen Freiheitsberaubung und Nötigung.

Am Wochenende protestierten Gewerkschafter und Aktivisten eines im Dezember gebildeten Solidaritätskomitees vor Maredo-Restaurants in Frankfurt, Wiesbaden, Kassel, Hannover, Bremen und Berlin. Vor der unweit des Wiesbadener Landtags gelegenen Filiale bekam auch der zufällig vorbeigehende hessische Innenminister Boris Rhein (CDU) ein Flugblatt in die Hand gedrückt, auf dem die Rücknahme der Massenkündigungen gefordert wird. Rhein war im Wahlkampf um den Frankfurter Oberbürgermeisterposten der einzige Bewerber, der sich nicht mit dem Kampf der Maredo-Belegschaft solidarisierte.

Anders als die meisten der bundesweit 55 Maredo-Restaurants ist die Niederlassung an der Frankfurter »Fressgass« bisher keine »betriebsratsfreie Zone«, sondern seit Jahren ein Stützpunkt der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). Die drei Betriebsratsmitglieder wollen sich am 8. Mai vor dem Frankfurter Arbeitsgericht gegen den Rausschmiss wehren. Das Management will in einem »Zustimmungsersetzungsverfahren« die fehlende Zustimmung des Betriebsrat zu den Kündigungen einholen.

Die Betroffenen wollen nach eigenen Angaben »erhobenen Hauptes« an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. »Wir sind keine Diebe und weisen den Versuch der Kriminalisierung zurück«, erklärte ein Betroffener gegenüber »nd«. Maredo habe inzwischen neue, billigere Arbeitskräfte mit 7,50 Euro Stundenlohn und befristeten Arbeitsverträgen eingesetzt. »Wir haben nichts gegen diese Kollegen«, sagt einer der Gekündigten. Maredo habe auch ihnen gegenüber eine Fürsorgepflicht und müsse sie in einer anderen Filiale in der Region weiterbeschäftigen. Der Rückhalt durch die NGG und das Solidaritätskomitee habe den Gekündigten viel Kraft und Motivation gebracht, meint ein weiterer Betroffener: »Die Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen funktioniert.«

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