Kiezinitiativen bei der Arbeit

Die »Mietenstopp«-Demo von 2011 in einer Doku

  • Lesedauer: 2 Min.

Es war ein Paukenschlag, der selbst im Ausland registriert wurde: Am 3. September 2011, kurz vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus, demonstrierten in Berlin Tausende gegen steigende Mieten und die Wohnungspolitik des Senats. Der Dokumentarfilm »Mietenstopp« schildert nun Hintergründe und Vorbereitungen der Demonstration.

Es waren vernetzte Kiezinitiativen, die diese Demonstration organisierten - das war bekannt. Der Film »Mietenstopp« zeigt nun etliche Leute dahinter. Er begleitet sie beim Plakatieren und bei politischen (Stör-)Aktionen, guckt bei Bastelarbeiten für Demo-Utensilien zu oder lässt sich auch durch mietenpolitische Problemzonen wie in Alt-Treptow führen, um das Anliegen der Aktiven zu veranschaulichen. Dabei kommen Alt und Jung, Alteingesessene und relativ frisch Hinzugezogene zu Wort - mit ihren politischen Ansichten und Erfahrungen, Vorfeldschätzungen zur Größe der Demo, und auch mit ihrem Witz. Die Demo selbst zeigt der rund 90-minütige Film erst in der letzten Viertelstunde. Davor gelingt es ihm gleichermaßen, unterhaltsam zu sein und eine wachsende Spannung aufzubauen.

Premiere hatte »Mietenstopp« Mitte April. Über 100 Menschen, viele von ihnen sicherlich selbst mietenpolitisch engagiert, schauten sich den Film an, in der anschließenden Diskussion gab es viel Lob. Produziert und finanziert wurde er von einem dreiköpfigen Team, das seit Mai 2011 unter dem Namen »Filmfabrik« arbeitet.

»Im Frühjahr 2011 hatten wir die Idee, einen Film zum Thema Gentrifizierung zu machen«, erklärt Gertrud Schulte Westenberg von »Filmfabrik«. Dann erst sei dem Filmteam, zu dem auch ein studierter Regisseur gehöre, bewusst geworden, dass eine große Demo in Vorbereitung war. Die Nähe zu Basisbewegungen ist den drei »Filmfabrik«-Leuten nicht neu. Sie befüllen auch die nach dem Ort ihres Büros benannte Internetplattform »Heinrichplatz.tv«, wo Videobeiträge zu Aktionen aus solchen Kreisen angesehen werden können. Das Filmteam ist nicht unbeleckt. Ihr Dokumentarfilm »Hartzcore« von 2010, der Ein-Euro-Jobber porträtiert, werde sogar zur Schulung von Jobcenter-Angestellten eingesetzt, erzählt Schulte Westenberg.

Ob »Mietenstopp« es wie »Hartzcore« in ein Kiezkino schafft, ist noch unklar. Aber auch überregional soll versucht werden, die Kosten einzuspielen. Das Filmteam wird sich bei Dokumentarfilmfestivals etwa in Leipzig und Amsterdam bewerben, kündigte Schulte Westenberg an.

Zunächst wird der Film von Kiezinitiativen gezeigt. In Wedding und Neukölln war das in den letzten Tagen der Fall. Nun stehen Termine in Kreuzberg an.

Vorführungen: 5. Mai, 15 Uhr; 10. Mai, 20 Uhr in der Kneipe »Meuterei«, Reichenbergerstraße 58; 12. Mai, 18 Uhr beim Hoffest des Jugend- und Kulturzentrums Wasserturm, Kopischstraße 7; Kontakt für weitere Vorführungen: mail@filmfabrik.org

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