Lange Nase

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 2 Min.

Es fällt schwer, den Überblick über die Auslandseinsätze der Bundeswehr zu behalten. Von Afghanistan über das Mittelmeer bis nach Kosovo, überall dort »engagieren« sich deutsche Soldaten. So auch vor der Küste Somalias, das seit mehr als 20 Jahren als Staat gescheitert ist. Dort kreuzt die deutsche Marine schon im fünften Jahr, um die Handelswege zu sichern. Soldaten mit eindeutig wirtschaftspolitischem Auftrag - ganz so, wie Altbundespräsident Horst Köhler es ausgeplaudert hatte. Der Bundestag segnete gestern die Erweiterung der »Atalanta«-Mission ab. Jetzt dürfen auch Stützpunkte somalischer Piraten bis 2000 Meter an Land aus der Luft angegriffen werden.

Ob das neue Mandat einen Sinn ergibt, darf bezweifelt werden. Denn die somalischen Seeräuber könnten ihre Materiallager einfach 3000 Meter ins Landesinnere verlegen - und den vorbeifliegenden Hubschraubern eine lange Nase zeigen. Gleichzeitig werden auch Zivilisten zwangsläufig ins Kreuzfeuer geraten. Schließlich leben und arbeiten auch Menschen in Küstennähe oder direkt am Meer, die mit der Seeräuberei nichts am Hut haben. Und überhaupt, Somalia hat weder neue Missionen noch ausländische Soldaten nötig. Das ging schon einmal schief. Viel mehr als Kampfhubschrauber und Kanonenboote braucht das Bürgerkriegsland einen nachhaltigen Waffenstillstand zwischen den sich bekriegenden Clans und eine bessere zivile Infrastruktur. Wie man beides befördern kann, darüber sollte die schwarz-gelbe Bundesregierung mal nachdenken.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal