nd-aktuell.de / 30.05.2012 / Politik / Seite 11

Umstrittene Bewerbung

Wird Frankfurt am Main Umwelthauptstadt?

Sabine Ränsch, dpa
Frankfurt am Main hat die höchsten Häuser in Deutschland, den größten Flughafen und die meisten Pendler. Jetzt bewirbt sich die Stadt um den Titel »Umwelthauptstadt«. Nicht alle Bürger sind einverstanden.

Frankfurt am Main. Frankfurt als europäische Umwelthauptstadt? Im Rennen um den Titel »Grüne Hauptstadt Europas 2014« liegt die Stadt jedenfalls gut. Von 18 Städten, die sich bei der EU-Kommission beworben hatten, sind drei im Finale - neben Frankfurt am Main sind dies Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen und das englische Bristol. Sie haben sich mit ihrer Bewerbung in der ersten Runde unter anderem gegen Brüssel, Paris, Rotterdam, Turin und Wien durchgesetzt. Der Gewinner wird Ende Juni gekürt und darf den Titel ein Jahr lang tragen. Ein Preisgeld gibt es nicht.

Alle drei Finalisten wollen mit Energieprojekten punkten und haben Programme zum Klimawandel aufgelegt. Zwölf sogenannte Umweltindikatoren wurden bewertet, darunter Nahverkehr, Natur und Artenvielfalt, Luftqualität, Lärmbelastung, Abfallmanagement oder Energieeffizienz.

Für Frankfurt am Main sei schon die Bewerbung um den Titel »Green City« ein Erfolg, sagt Janina Steinkrüger vom Umweltdezernat. Viel langfristig Bleibendes sei bereits in der ersten Runde erreicht worden, etwa die Gründung eines Nachhaltigkeitsrats. Bei der Bewerbung im vergangenen Jahr hatte Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) gesagt, es gehe nicht nur um den Ehrentitel für ein Jahr, sondern um eine strategische Weichenstellung für das 21. Jahrhundert. Als Pluspunkte für sich führt die Stadt unter anderem eine Pionierrolle bei Passivhäusern, Investitionen in erneuerbare Energien, den Grüngürtel um die Stadt oder sein Netz für den öffentlichen Personennahverkehr an. Am 8. Juni werde die Stadt ihr Konzept in Brüssel der EU-Kommission vorstellen, sagt Steinkrüger.

Doch es gibt in der Stadt auch kritische Stimmen. Frankfurt könne nicht Umwelthauptstadt werden, denn die neue Landebahn am Flughafen werde die Umweltbelastung nicht verringern, sondern durch Fluglärm und Emissionen dramatisch erhöhen, meinen die Frankfurter Bürger Initiativen gegen den Flughafen. »Der Aufenthalt im Frankfurter Stadtwald, auf den die Stadt Frankfurt am Main immer so stolz war, wird zeitlich limitiert werden müssen«, heißt es in einer Mitteilung.

Seit der Eröffnung der neuen Landebahn am Flughafen im Oktober bekommen die südlichen Stadtteile und der nahe gelegene Stadtwald erheblich mehr Lärm ab, die Proteste haben trotz Nachtflugverbots nicht nachgelassen.