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Geheime Kunst für den neuen Landtag

  • Lesedauer: 2 Min.

Im neuen Potsdamer Landtag wird eine Doppelinstallation die geforderte »Kunst am Bau« abgeben. Sie zeigt in unterschiedlicher Größe zweimal die Kuppel des Schlosses Sanssouci. Die Installation wird im Innenhof des Neubaus am Alten Markt errichtet und soll »Besucher zu neuen Gedanken anregen«, wie Landtagsvizepräsidentin Gerrit Große (LINKE) gestern sagte. Sie ist Chefin der Kunst- und Ausstattungskommission des Parlaments.

Gewonnen hat damit der Kölner Künstler Florian Dombois in einem Auswahlverfahren, das - obwohl es eine sehr öffentliche Angelegenheit behandelt - durch absolute Geheimhaltung besticht. Eine Debatte oder auch nur eine Zwischeninformation, geschweige denn eine Entscheidungsfindung in der Öffentlichkeit war in keinem Stadium vorgesehen. Gestern wurden auch nicht einmal die elf Vorschläge vorgestellt, die es in die engere Wahl geschafft hatten. Lediglich die drei Siegerentwürfe waren zu besichtigen.

Die Potsdamer Künstlerin Annette Paul wollte im Innenhof in goldenem Schriftzug die Worte »Ceci n'est pas un chateau« (Dies ist kein Schloss) anbringen und kam damit auf den zweiten Platz. Ihre holländische Kollegin Hester Oerlemans schlug vor, im Innenhof zwei Kunstrasenstücke auszulegen, auf denen barocke Ornamente zu sehen sein sollten, die aus Computerzeichen bestehen. Der Auftrag geht jetzt aber an den Kölner.

2005 war die Entscheidung gefallen, den Landtag in den Umrissen des alten Stadtschlosses zu errichten. Später machte eine Spende des Milliardärs Hasso Plattner es möglich, außen die barocke Fassade des Schlosses nachzugestalten. Für die künstlerische Ausgestaltung des öffentlich zugänglichen Innenhofes wurde ein Wettbewerb ausgelobt. Es gab 385 Reaktionen. 100 Entwürfe ließ sich die Kommission einreichen, von denen im März elf in die engere Wahl genommen wurden. Vorgestern ist nach langer und intensiver Debatte, wie Große sagte, mit zwölf gegen zwei Stimmen der Siegerentwurf gekürt worden.

So ist die Öffentlichkeit überhaupt erst in einem Moment imstande, Fragen zu stellen und eine Meinung zu äußern, in dem der unumstößliche Entschluss bereits gefallen ist. Diesen Weg sehen die Vorgaben des Bundesbauministeriums vor, sagte Ingrid Mattern, Sprecherin des brandenburgischen Bauministeriums. Der Jury gehörten Kunstexperten und auch Vertreter aller im Landtag vertretenen Parteien an. Diese starke Beteiligung der Politik sei ungewöhnlich, bemerkte die Juryvorsitzende Leonie Baumann, Rektorin der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. Doch hätten sich die Abgeordneten als aufgeschlossen, verständnisvoll und kompetent erwiesen. Wenigstens sollen die elf Entwürfe der engeren Wahl nach der Sommerpause ausgestellt werden. Rund 1,3 Millionen Euro stehen für Kunst am Landtag zur Verfügung. Für die Innenhofgestaltung liegt der Rahmen bei 480 000 Euro. Was mit dem Rest des Geldes geschieht, ist noch offen.

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