Angst und Nervenkitzel

Polen fürchtet das frühe EM-Aus und neue Krawalle

  • Lesedauer: 2 Min.

Für Sebastian Boenisch ist es ein »echtes Finale«, für Robert Lewandowski das »vielleicht wichtigste Spiel in der Fußballgeschichte des Landes«. Das heutige EM-Duell mit Tschechien in Wroclaw sorgt in Polen für kollektiven Nervenkitzel. Mit einem Sieg stünde die heimische Nationalmannschaft erstmals seit den 80er Jahren im Viertelfinale eines großen Turniers. Doch schon ein Remis würde den Co-Gastgeber aus allen Träumen reißen.

Nach zwei Unentschieden in Gruppe A gegen Griechenland (1:1) und Russland (1:1) steht das Team um das Dortmunder Meistertrio Lewandowski, Lukasz Piszczek und Jakub Blaszczykowski gewaltig unter Druck. Eine Umfrage in Polen, wonach mehr als 80 Prozent der Landsleute von einem Sieg ausgehen, macht die Sache nicht einfacher. Doch mit der großen Erwartungshaltung können die Profis nach Einschätzung des Kölners Adam Matuschyk mittlerweile besser umgehen als noch im Eröffnungsspiel: »Wir haben gegen Russland bewiesen, dass wir diesem Stress standhalten können.«

Unabhängig vom Auftritt der in der Gruppe führenden Russen (4 Punkte) gegen Griechenland (1) können die Polen im Duell mit den Tschechen (3) aus eigener Kraft das vor der EM ausgegebene Ziel Viertelfinale erreichen. Allerdings dürfte die Unterstützung des eigenen Anhangs diesmal weniger lautstark ausfallen, als in den ersten beiden Partien im Warschauer Nationalstadion. In der nur eine Autostunde von der tschechischen Grenze entfernten Arena von Wroclaw werden fast zehntausend gegnerische Fans erwartet.

Die andere Gruppenpartie findet heute gleichzeitig in Warschau statt - und löst Angst vor neuen Krawallen aus. Die polnische Hauptstadt befürchtet vor dem Spiel zwischen Russland und Griechenland erneut Ausschreitungen durch gewaltbereite Fans. Einige der 20 000 erwarteten russischen Anhänger sollen nicht nur friedliche Absichten haben: »Mehrere hundert harte Jungs« seien auf dem Weg, berichtete die Moskauer Zeitung »Kommersant«. Die erschreckenden Bilder vor und nach der Partie zwischen Polen und Russland sind noch immer präsent - die heutige Konstellation ist ähnlich brisant.

Zeitgleich zum Spiel der Russen im citynahen Nationalstadion werden in der Fanzone von Warschau rund 100 000 Anhänger erwartet, die das entscheidende Spiel des Gastgebers in Wroclaw auf einer Riesenleinwand verfolgen wollen. »Die Sicherheitsvorkehrungen für das Spiel werden angemessen sein«, versuchte Polens Innenminister Jacek Cichocki die Gemüter zu beruhigen. dpa

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