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Mit einem weinenden Auge und einer roten Nase

Die Mainzer Clownschule verabschiedet sich. Sie muss nach Hessen umziehen

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
Lange Zeit gab es in Rheinland-Pfalz eine Berufsfachschule für Clowns. Weil das Gebäude von Schimmel befallen ist, musste ein neues her.

18 Jahre lang hatten die Mainzer etwas zum Lachen - jetzt ist den Betreibern der bundesweit anerkannten Schule der Clowns im Mainzer Ortsteil Layenhof der Spaß vergangen, und sie ziehen nach Hofheim im benachbarten Hessen um. Für die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt ist das ein herber Verlust, für die Hessen hingegen eine Bereicherung ihres Kulturlebens.

Am 1. Juli wird sich die Clownschule mit einer Abschluss-Show von ihrer langjährigen Wirkungsstätte und den Mainzern verabschieden, bevor spätestens im September die Schule, die zugleich Ausbildungsstätte ist, auf der anderen Rheinseite eröffnet wird. Der Umzug fällt den Clowns nicht leicht, zumal der Zuspruch seitens der Mainzer Bürger immer groß gewesen ist und die Aufführungen in der Schule auf einem ehemaligen Militärgelände der US-Armee sehr gut besucht waren. Die Verantwortlichen hoffen, dass das in Hessen so bleibt.

Der Anfang vom Ende zeichnete sich ab, als die Mainzer Grundstücksverwaltungs- gesellschaft (GVG) in dem Gebäude gesundheitsschädliche Schimmelpilze festgestellt hatte. Ob die Schule von Grund auf hätte saniert werden können oder nicht, darüber streiten sich die Geister. Schulleiter Michael Stuhlmiller sieht ihren Zustand nicht so dramatisch und erinnert daran, dass die Schule, der vor einem Jahr gekündigt worden war, in den vergangenen Jahren mit eigenen Mitteln zur Sanierung beigetragen habe. Nun aber ist in Mainz ein Schlussstrich gezogen worden: Nach einer einjährigen Suche nach einer neuen Bleibe richten die Betreiber den Blick nach vorne. Damit ist auch die Drohung Stuhlmillers, der auch Dozent für Clowntheater und -theorie ist, wahr geworden, er habe keine Lust mehr »auf diesen Heckmeck« und könne sich vorstellen, auch ganz aus Mainz wegzugehen. Zuvor war die Suche nach Alternativen ergebnislos geblieben - beispielsweise war die Außenstelle des Mainzer Staatstheaters vorgeschlagen worden. Zwischenzeitlich war sogar eine Zwangsräumung der staatlich anerkannten Schule im Gespräch.

Die Clownschule ist eine von zwei staatlich anerkannten Berufsfachschulen in Deutschland, die unter anderem Clownschauspieler und Krankenhaus-Clowns ausbilden. Die Ausbildung umfasst vier Semester und ein einjähriges vertiefendes Studium. Die Ausbildung beginnt mit der Vermittlung von Grundtechniken aus den Bereichen Clownerie, Musik, Schauspiel und Artistik. Im dritten Semester sollen die Schüler in der Lage sein, mit eigenen Spielfiguren das Publikum zu beeindrucken. Dass die Schule der Clowns kein künstlerisches Eigenleben führt, zeigt das große Interesse nicht nur der Mainzer an ihrer Arbeit und ihren Aufführungen; die Besucher kommen oft von weit her, um Darbietungen zu bewundern, die es früher nur im Zirkus zu sehen gab.

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