Blatter war immer dabei

IOC ermittelt gegen FIFA

  • Lesedauer: 2 Min.

Für den langjährigen FIFA-Direktor Guido Tognoni sind die neuesten Vorwürfe von FIFA-Präsident Joseph Blatter in Richtung der deutschen WM-Bewerbung 2006 ein »Ablenkungsmanöver«. »Er braucht einen Befreiungsschlag. Aber das ist ein Schuss in den eigenen Fuß«, sagte der langjährige Mediendirektor der FIFA.

»Nein, ich vermute nichts. Ich stelle fest«, hatte Blatter auf die Nachfrage, ob die WM 2006 in Deutschland gekauft worden sei, geantwortet und sich auf ein merkwürdiges Verhalten bei der Abstimmung berufen, »wo im letzten Moment jemand den Raum verließ. Und man so statt 10 zu 10 ein 10 zu 9 für Deutschland hatte«. Tognoni gab zu bedenken, dass der FIFA-Boss damals über alles eingeweiht gewesen sei: »Sepp Blatter war immer dabei. Jetzt im Nachhinein zu kommen, finde ich billig.« Außerdem hätte sich die DFB-Bewerbung mit 12:11 gegen Südafrika durchgesetzt.

Dass Ligapräsident Reinhard Rauball Blatter in einem Telefonat zum Rücktritt aufgefordert hat und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auch auf Distanz zum FIFA-Chef gegangen ist, deutet die deutsche Entschlossenheit an. Allerdings steht Deutschland »ziemlich allein«, so Tognoni: »Wenn morgen ein Kongress einberufen mit 208 Verbänden würde, hätte Sepp Blatter keine große Mühe, 105 auf seine Seite zu ziehen.«

Kaum Folgen sind durch das Internationale Olympische Komitee zu erwarten. Die Exekutive beschäftigt sich zwar am Wochenende damit, hält aber die neue Ethik-Kommission der FIFA für zuständig. Ausgerechnet heute will die FIFA den Ethik-Kodex verabschieden und die Vorsitzenden der Kommission einsetzen. »Die Sitzung des Exekutivkomitees ist anberaumt worden, um den Reformprozess zu verabschieden. Aber sie ist total überschattet von dem, was jetzt öffentlich geworden ist«, sagte Niersbach. nd/dpa/SID


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