Kassiererin

Swanhild Goetze muss das Geld der Piratenpartei zusammenhalten

Bei Geld hört die Liebe zur Partei auf, sagt ein altes Piratensprichwort. Und wo die Liebe am Ende ist, fängt das Verschicken von Mahnungen erst an. Laut Oberpirat Bernd Schlömer hat knapp die Hälfte der mehr als 33 000 Piratenmitglieder den Jahresbeitrag von 48 Euro noch immer nicht bezahlt.

Für Schatzmeisterin Swanhild Goetze bedeutet das - so wurde ausgerechnet - dass ihr noch 700 000 Euro in der Kasse fehlen, um einen halbwegs professionellen Bundestagswahlkampf zu organisieren. Neben der mickrigen staatlichen Parteienfinanzierung können die Piraten nur auf Mitgliedsbeiträge setzen. Kassenwart Goetze, die im wirklichen Leben Personalfachfrau ist, kam deshalb auf eine Idee, die bei anderen Parteien schon Usus ist. Künftige Bundestagsabgeordnete sollten die Partei von ihrem üppigen Salär gefälligst finanziell unterstützen. In einem Blogeintrag schrieb die Bundesschatzmeisterin: »Meine eigene Berechnung hat mich überzeugt, dass ich für Mandatsträgerabgaben bin, solange wir unsere Parteiarbeit nicht angemessen bezahlen können.« Als eine mögliche Summe nennt sie 2500 Euro pro Monat. Bei den von ihr prognostizierten acht Prozent Wählerstimmen, also etwa 50 Abgeordneten, wären das, so rechnet Goetze vor, 125 000 Euro. Die 53-Jährige hat dabei sogar penibel aufgelistet, wie viel Geld für was ausgegeben werden könnte. 9000 Euro für zwei bis drei Buchhalter, 9000 Euro für zwei bis drei professionelle IT-Leute, sogar der Piraten Webshop wird mit 9000 Euro bedacht. Mehr als einen 400-Euro Job würde ein Abgeordneter also auch nicht finanzieren. Schon ein paar Monate zuvor war Piratenchef Bernd Schlömer mit einem ähnlichen Vorschlag auf Granit gestoßen. Auch er hatte von den 45 gut bezahlten Abgeordneten in den Landesparlamenten einen Finanzausgleich gefordert. »Wir brauchen euch«, war sein dramatischer Appell. Der Aufruf wurde mehrheitlich abgelehnt.

Vielleicht denkt Frau Goetze schon heimlich an den letzten Schatzmeister der Piraten zurück. René Brosig hatte Mitte April wegen Überlastung hingeworfen.

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