Ohne Neopren durch den Fehmarnbelt

Langstreckenschwimmer BRUNO DOBELMANN: Späte Karriere mit 50 Jahren, 112 kg Gewicht und 1,76 m Körpergröße

  • René Gralla
  • Lesedauer: 3 Min.
Seine Freunde nennen ihn liebevoll »Orca«, den Schwertwal. Der Motorenentwickler Bruno Dobelmann aus Stuttgart ist so ziemlich das Gegenteil von einem dünnen Hecht. Dafür schwimmt der 53-Jährige gerne mal durch den Ärmelkanal oder den Fehmarnbelt. Im nd-Gespräch erzählt er, was ihn dazu treibt, was er sich noch so vornimmt.

nd: Sie schwimmen beeindruckend lange Strecken, aber verzichten konsequent auf einen Neoprenanzug. Warum?
Dobelmann: Dann würde ich bei meinem Gewicht ja wie eine Presswurst aussehen.

Wie sind Ihre aktuellen Maße?
Ich wiege 112 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,76 Metern, entsprechend friere ich nicht so leicht. Früher bin ich übrigens auch Marathon gelaufen.

Marathon?!
Zugegeben, ich bin ganz hinten gestartet und auch ganz hinten angekommen.

Das wollten Sie wohl ändern und haben sich aufs Langstreckenschwimmen verlegt.
Eigentlich ist das eine Rückkehr zu meinen Anfängen. Vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr war ich in einem Schwimmverein, hatte später allerdings keine Lust mehr. Bis ich vor einigen Jahren an einem 24-Stunden-Schwimmen teilgenommen habe, in einem öffentlichen Bad auf einer 50-Meter-Bahn. Da habe ich gut 27 Kilometer zurückgelegt.

Seitdem hat es Sie gepackt?
Beim zweiten 24-Stunden-Schwimmen habe ich schon 32 Kilometer geschafft, und in der Folge habe ich mich langsam gesteigert. Irgendwann habe ich dann das Freiwasserschwimmen entdeckt, in Flüssen und Seen, und ich habe gemerkt, dass das ja viel mehr Spaß macht als in einer Schwimmanstalt stur meine Bahnen zu ziehen.

Inzwischen sind Sie sogar Weltrekordhalter, seit Ihrer Doppel-Soloquerung des Fehmarnbelts im Juli 2011. Ohne Pause?
Nein, auf der dänischen Seite darf man an Land, zum Nachfetten und für ein Beweisfoto, dass man auch wirklich drüben gewesen ist. Aber nach spätestens vier Minuten und 59 Sekunden heißt es wieder zurück ins Wasser. Insgesamt bin ich 19 Stunden und 13 Minuten geschwommen.

Wie überwinden Sie tote Momente?
Ich habe ein Begleitboot, beobachte aus den Augenwinkeln, was sich an Bord tut. Das lenkt ab.

Stichwort Begleitboot, ohne ein Team können Sie Ihre Aktionen nicht durchziehen. Wer bezahlt das?
Ich allein aus meiner eigenen Tasche, falls ich keine Sponsoren finde.

In diesem Jahr wollten Sie den Bodensee längst durchschwimmen. Warum ging der Versuch schief?
Beim ersten Versuch im Mai hatte ich vergessen, meine Fußsohlen einzufetten und deshalb Kälteprobleme. Im Juli habe ich es noch einmal probiert, bin aber in schweres Unwetter geraten.

Wollen Sie noch mal ran und rein an den Bodensee?
Na klar.

Sie sind erst als 50-Jähriger zum Extremschwimmer geworden. Ist das nicht ein wenig spät?
Ich fühlte und fühle mich nicht zu alt. Ohnehin bringen Langstreckenschwimmer ihre richtige Leistung erst jenseits der 40.

Und Ihr Übergewicht ist kein Handicap?
Auch wenn die Leute ein paar Kilo mehr drauf haben, sollen sie sich mehr zutrauen. Sie werden sich wundern, was für ein Potenzial in ihnen steckt! Diese Leute sollen genau das tun, was sie sich vorgenommen haben und wozu sie Lust haben. Und sie sollten es sich von niemandem abspenstig machen lassen.

Infos: www.bruno-dobelmann.de

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal