Fünf Jahre Mädchenmannschaft.net

"Ich hoffe, dass wir vielen Leuten nicht zu oft schlechte Laune machen"

  • Katja Eichholz
  • Lesedauer: 4 Min.
Am Samstag feiert der feministische Blog Mädchenmannschaft.net sein fünfjähriges Bestehen. Die Autorin Magda Albrecht im nd-Gespräch über 5 Jahre feministische Debatten, Männerquoten und was die Zukunft bringt.
nd: Wer verbirgt sich hinter der Mädchenmannschaft?
Albrecht: Mädchenmannschaft.net ist ein feministischer Gemeinschaftsblog. Wir sind einer der größten feministischen Blogs im deutschsprachigen Raum.

Welche Ideen verbinden die unterschiedlichen Autorinnen und Autoren Eures Blogs, was ist Euer gemeinsamer Nenner über den Feminismus hinaus?
Es herrscht Einigkeit darüber, dass die Gesellschaft von Machtstrukturen durchzogen ist: sexistische, rassistische und heteronormative Machtstrukturen. In einzelnen Details können sich die Perspektiven unterscheiden, zum Beispiel je nachdem, wie wir sozial positioniert sind. Uns eint jedoch eine Gesellschaftskritik, die über die Thematisierung von sexistischen Verhältnissen hinausgeht.

Ihr schreibt alle ehrenamtlich?
Genau. Keine von uns verdient nur durch das Bloggen Geld. Wir sind Studentinnen oder Studenten mit Nebenjobs oder haben unsere Lohnarbeit. Das Einzige, womit wir eventuell mal Geld verdienen ist, wenn wir auf Podiumsdiskussionen eingeladen werden oder Vorträge halten.

Derzeit bloggen zwei Männer in der Mädchenmannschaft.
Ja, das sind Gastautoren, die sind nicht im festen Redaktionsteam, aber schreiben ab und zu mal einen Artikel.

Ist Eure Rubrik
"Neues vom Quotenmann" ironisch gemeint oder wollt Ihr Euren Männeranteil vergrößern?
Ich sehe das als ironischen Verweis auf die Quotenfrau. Es ist wichtig, dass sich Menschen unabhängig vom Geschlecht für feministische Themen interessieren. Die Autoren und Autorinnen sollten in jedem Fall eine machtkritische Perspektive einbringen. Da ist es zweitrangig, ob sie sich als Mann, Frau oder Mensch jenseits der binären Geschlechterordnung identifizieren.

Wie gestaltet sich der Dialog mit Euren Lesern?
Wir haben tolle konstruktive innerfeministische Debatten, auch viel Kritik, aus der wir aber auch viel lernen können. Und natürlich auch viel Nörgler. Da sind dann auch die ganz krassen Kommentare, die wir nicht freischalten: Hasskommentare und Gewaltandrohungen, die kein Diskussionsangebot mehr sind. Unsere Plattform ist sehr lebendig.

Was habt Ihr in den letzten fünf Jahren erreicht und wo seht Ihr Euch in fünf Jahren?
Ich hoffe, wir decken eine breitere Themenvielfalt ab, als in der Anfangszeit von Maedchenmannschaft.net. Die Perspektiven auf dem Blog sollten über das Thematisieren von Sexismus hinausgehen, denn Menschen sind unterschiedlichen Diskriminierungen ausgesetzt. Ich hoffe auch, dass wir vielen Leuten nicht zu oft schlechte Laune machen, weil wir nun einmal oft über die negativen Dinge in der Gesellschaft berichten. Aber wir haben eine tolle Community innerhalb der feministischen Blogosphäre aufgebaut, mit der wir uns gemeinsam stark machen, um gegen sexistische, rassistische, heteronormative Verhältnisse ankzukämpfen. Wenn beispielsweise ein Werbespot sexistisch ist, dann schreiben wir gemeinsam die betreffende Firma an.
Der Ausblick auf die nächsten fünf Jahre: Zum einen wollen wir die Website ein bisschen nutzerInnenfreundlicher machen. Im derzeitigen Blogformat gehen viele Artikel unter. Außerdem planen wir, eine feministische Terminseite für Demos, Parties und Lesungen etc. für den deutschsprachigen Raum aufzubauen. Inhaltlich wollen wir uns natürlich auch weiterentwickeln, wir wollen an aktuellen feministischen Debatten dranbleiben. Wir freuen uns über AutorInnen, die völlig neue Perspektiven auf den Blog bringen, und wir freuen uns über eine kritische LeserInnenschaft.

Am 22. September feiert Ihr in der Berliner Werkstatt der Kulturen Euer fünfjähriges Bestehen. Was erwartet die Besucher?
Ein proppenvolles Programm, aus dem Kopf kann ich das gar nicht alles aufzählen. Aber wir werden zum Beispiel eine Lesung haben von Sharon Dodua Otoo. Die Künstlerin, Autorin und Aktivistin NOISEAUX wird bei uns auftreten, es finden verschiedene Workshops statt und wir werden einen Selbstverteidigungskurs anbieten. Es wird für alle etwas dabei sein.

Die Mädchenmannschaft auf Twitter und auf Facebook.

5 Jahre Mädchenmannschaft, 22. September in der Werkstatt der Kulturen in 12049 Berlin, Wissmannstraße 32, 13.00 - 22.00 Uhr, Eintritt nach Spendenbasis: von 1 bis 10 Euro, Förder_innenbeitrag: 20 Euro, Programm und weitere Infos hier


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