Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Wie das?

  • Lesedauer: 3 Min.

Ganz einfach. Die Einstufung der Opernhäuser erfolgt nach der Größe ihrer Orchester, Deutsche Oper und Staatsoper (.rangieren demnach also vor der Komischen Oper. Dort wird mehr bezahlt. Die Gagen für Chor und Ballett werden wiederum nach der Einstufung des Orchesters vorgenommen. Also werden die besten künstlerischen Kräfte erst einmal an die beiden anderen Häuser gehen. Das wird ein langsamer, destruktiver Prozeß. Das ist organisierte Ungleichheit, die nicht ohne künstlerische Folgen bleiben wird. Gewiß, die Komische Oper, auch ihre Struktur, wurde stets durch die künstlerischen Fähigkeiten und Absichten eines Mannes geprägt. Das war auch nicht anders, als Kupfer künstlerisch das Heft in die Hand nahm, aber er hatte mit Rackwitz auch einen guten Administrator zur Seite. Solange Kupfer sein wichtigstes Feld in der Ko-

mischen Oper sieht, wird das sicher noch eine Weile gut weitergehen, aber was, wenn er sich anders entscheidet? Ein Nachfolger für ihn ist nicht zu sehen. Das jedoch dürfte für die Zukunft mitentscheidend sein. Sonst kann das eintreten, was Sie als Befürchtung äußerten.

Sie gaben das Stichwort Nachwuchs. Seiner Entwicklung haben Sie sich als Hochschullehrer intensiv angenommen, u. a. als Professor an der Musikhochschule Hannover.

Ja, aber nicht als Gesangs- 1 lehrer, sondernim szenischen Bereich. Ich sah dort die Möglichkeit, das bei Felsenstein Gelernte weiterzugeben.

Und nun haben Sie sich die Last eines Ehrenamtes aufgeladen. Sind Bürgermeister in Hohenferchesar. Eine nicht ganz alltägliche Künstlerkarriere. Wie kam es dazu, wie hat es Sie in den zwar idyllischen, doch abseits von künstlerischen Zentren gelegenen Ort verschlagen?

Verschlagen hat es mich nicht. Ich bin an den Ort meiner Jugend, auf den Bruderhof, den mein Vater 1936 kaufte, zurückgekehrt. Er ist nach 1945 enteignet worden. Der Komischen Oper diente er lange als Kinderferienobjekt.

Was bedeutet die Bezeichnung „Bruderhof“?

Zwei Dinge kommen darin zum Ausdruck. Während der Nazizeit überlebten hier jüdische Mitbürger, und mein Vater hat, seiner christlichen Überzeugung folgend, hier versucht, den zugeteilten Zwangsarbeitern humane Lebensbedingungen zu schaffen. Ja, und heute leitet sich „ Bruderhof' auch von der Tatsache ab, daß wir Brüder sind, die das Anwesen gemeinsam bewirtschaften.

Das hört sich nach viel Arbeit an, warum dann noch die Verantwortung als Bürgermeister?

Heimatliebe, das ist für mich nicht auf ein bestimmtes Gefühl reduziert. Heimatverbundenheit, das heißt für mich aktives Mittun. So war klar, als ich hier wieder her zog, daß ich mich für Belange des Ortes engagieren werde. Als die Wahlen anstanden, bat mich eine Bürgerinitiative, für das Amt zu kandidieren. Ich wurde mit großer Mehrheit gewählt.

In einer Zeit der knappen Gelder, gerade kleiner Gemeinden, und wachsender sozialer Belastungen - kann man da überhaupt etwas bewirken? Überlagern da nicht die Sorgen für das Gemeinwohl die eigene Freude? Zumal bei einer Künstlernatur, die wichtige Arbeitsimpulse doch stets aus positiven Emotionen erfuhr.

Innerhalb der Wählergemeinschaft haben wir vor allem zwei Dinge ins Auge gefaßt: die Altenfürsorge und den Kindergarten. Eckpunkte, an denen wir nicht rütteln lassen. Zwangsläufig habe ich mich inzwischen zu einer Art Grundstücksmakler entwickelt. Die Anbindung der Gemeinde an Seen und Wälder ist ein Kapital, mit dem wir arbeiten wollen, zum Wohl der Gemeinde. Ich habe einen Bebauungsplan entwickelt, jetzt wollen wir -.Grundstücke verkaufen» ^um,, “Geld für künftige Projekte zu haben.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal