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NORBERT SUCHANEK

  • Lesedauer: 2 Min.

Lande eine neue Generation erwachsen, die frei von Stammesdenken sich am modernen südafrikanischen Nachbarn orientiert. Erstmals in der Geschichte des unabhängigen Botswana gab es im Frühjahr auf dem bisher eher verträumten und unpolitisch akademischen Campus der Universität von Gabarone mehrwöchige Unruhen, verbunden mit Demonstrationen durch die Hauptstadt. Die Regierung setzte Polizei ein. Es gab Tote, Verletzte und Verhaftete. Die Universität blieb für mehrere Wochen geschlossen.

Anlaß für den militanten Ungehorsam der so gut geförderten geistigen Elite war ein von den Gerichten nur lasch verfolgter Ritualmord an einem geistig behinderten Mädchen, wie er zwar gesetzlich verboten ist, aber wegen traditioneller Wurzeln doch noch vor-

kommt. Die Wucht, mit dem sich der Zorn der jungen Frauen und Männer gegen den altväterlichen Regierungsstil der BDP richtete, veranlaßte Staatspräsident Masire erstmals, gegen westliche Wertvorstellungen zu Felde zu ziehen und die Jugend vor „ausländischen Einflüssen“ zu warnen.

Allerdings erkennt die Regierung auch, daß sich Botswana modernisieren muß, wenn es mit der Entwicklung im südlichen Afrika Schritt halten will. Der Bergbau muß breiter gefächert und es muß mit der Industrialisierung begonnen werden. Auch die Landwirtschaft kann nicht nur auf traditioneller Rinderzucht beruhen, die, EU-verkaufsquotengestützt, vor allem Regierungsmitglieder reich macht, während Lebensmittel aus Südafrika importiert werden müssen.

Dabei hat Botswana weitaus günstigere Voraussetzungen als die anderen Mitglieder der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC. Die Staatskasse ist weiter gut gefüllt. Mit den jetzigen Handelsüberschüssen können fast alle Importgüter 20 Monate im voraus bezahlt werdenrBotswanä', das nach Australien und Zaire drittgrößter Diamantenproduzent der Welt ist, verfügt über Reserven, die weit bis ins nächste Jahrhundert reichen. Um die Exportpalette zu erweitern und mehr Geld für eigenständige industrielle und landwirtschaftliche Entwicklungsprogramme zur Verfügung zu haben, sollen künftig auch die ergiebigen Ressourcen an Kupfer, Nickel, Zink, Blei, Gold, Silber, Soda-Asche, Antimon, Chrom, Graphit und Kohle angegangen werden. Die Aussichten für eine Fortsetzung dieser afrikanischen Erfolgsstory stehen eigentlich nicht schlecht.

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