Entführt: Opfer befreit sich selbst

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Frankfurt (Oder) / Potsdam (dpa/nd). Nach qualvollen Stunden in der Hand seines Entführers ist einem Berliner Geschäftsmann die Flucht gelungen. Die Polizei sucht nun fieberhaft nach einem äußerst brutalen Täter und sieht Zusammenhänge zu Angriffen auf eine Berliner Unternehmerfamilie. Um ein Lösegeld in Millionenhöhe zu erpressen, hatte der Kidnapper den 51-Jährigen Familienvater am vergangenen Freitag in dessen Haus in Storkow (Landkreis Oder-Spree) gefangen genommen und verschleppt.

Es sind Szenen wie aus einem Krimi, die der Direktor des Brandenburger Polizeipräsidium, Hans-Jürgen Mörke, am Montag in Frankfurt (Oder) beschreibt: Ein Täter stürmt in ein Haus, schießt sofort in die Decke. Vor den Augen des zehnjährigen Sohnes muss die Ehefrau ihren Mann fesseln sowie Augen und Mund verkleben. Der kräftig gebaute Mann fordert Lösegeld in Millionenhöhe und droht der Frau, Mann und Sohn etwas anzutun, falls sie die Polizei ruft. Dann zerrt der Täter sein Opfer aus dem Haus und schmeißt es in den angrenzenden See.

Der Manager muss sich an ein Kanu klammern. Etwa eine Stunde, so wird er es später der Polizei berichten, geht es durch das kalte Wasser. Später wechselt der Täter das Boot und rudert sein Opfer zu einer Schilfinsel. Dort angekommen, so die Polizei, erhält das Entführungsopfer trockene Kleidung und wird in Folie gewickelt. Im Schutz der Dunkelheit gelingt dem Mann die Flucht durchs Wasser - obwohl ihm sein Peiniger zunächst folgt. Am Ufer angekommen, bittet er einen Hausbesitzer um Hilfe. Dieser alarmiert die Polizei. Die Ehefrau des Opfers hatte die Polizei unmittelbar nach der Entführung informiert. Bis zu 300 Beamte waren rund um die Uhr im Einsatz.

Laut Polizeipräsident Arne Feuring hat der Täter die Geiselnahme lange vorbereitet. »Von ihm geht eine enorme Gefährlichkeit aus.« Nach Einschätzung der Polizei handelt es sich um den gleichen Täter, der die Anschläge auf die Berliner Unternehmerfamilie Pepper vor mehr als einem Jahr ausübte. »Parallelen zum Fall Pepper liegen sehr nahe«, sagte der Leitende Frankfurter Oberstaatsanwalt Carlo Weber. Es sei dieselbe tschechische Waffe benutzt worden.

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