Obama oder Romney: Wer profitiert von "Sandy"?

Aufräumarbeiten beginnen wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl

Dienstag: Wir wachen auf und stellen fest: „Sandy“ hat uns verschont. Kein Baum auf dem Dach, keine Überschwemmung im Keller, nicht einmal Stromausfall. Und das im Staat New Jersey, dem neben der Stadt New York City am meisten gebeutelten Region: zweieinhalb Millionen Haushalte ohne Strom.

Ein erster Blick nach draussen – grauer Himmel, Nieselregen, haufenweise Blätter und Zweige auf der Strasse. Wir hatten Glück. Einen Häuserblock weiter kippte ein ziemlich grosser Ahornbaum über die Strasse und begrub die Stromleitungen unter sich – ein Beispiel für die marode Infrastruktur in den USA. Die meisten Leitungen verlaufen auf Holzmasten wie zu Urzeiten bei der Erschliessung des Landes. Ein Baum oder nur abgebrochener Ast klemmt, wenn er auf einem Kabel landet, auf diese Weise schnell einem ganzen Viertel den Strom ab. Genau deshalb sind seit gestern Millionen Menschen ohne Strom. Bei uns in Montclair sind es 80 Prozent der Haushalte, wie unser Bürgermeister auf einer Notsitzung des Stadrats sagte. 75 Bäume sind umgekippt. Die halbprivate „staatliche" Strom- und Gasgesellschaft PSEG wird frühestens am Freitag mit den Aufräumarbeiten beginnen. Bis dahin sind die Schulen geschlossen, ist der Verkehr in manchen Stadtteilen lahmgelegt.

Jahrhundertsturm?

„Jahrhundertsturm" wurde er vor seinem Eintreffen genannt, vor allem von ausländischen Journalisten. Vermutlich standen viele von ihnen, die frisch eingeflogen waren und eigentlich über die letzte Wahlkampfwoche berichten sollten, unter Lieferdruck. So kommt es etwa, dass die Online-Ausgabe eines grossen Hamburger Nachrichtenmagazins mit einer Handvoll Schreiber aus New York in einem Live-Ticker rund um die Uhr von „Sandy" berichtet. Der Fernsehsender CNN hat am Dienstag die Dimensionen dankenswerterweise zurechtgerückt. Der „Jahrhundersturm" ist nach ersten Schätzungen demnach weder der tödlichste noch der teuerste in den USA. „Katrina" in New Orleans forderte im Jahr 2005 ein Vielfaches an Todesopfern des 39 „Sandy"-Toten in den USA. Auch an die 108 Milliarden Dollar an Schäden, die „Katrina" erzeugte, wird „Sandy" nicht herankommen. Was seine Stärke angeht, erzielte...


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