Verprellte Verbündete

Tobias Riegel zur Entlohnung der Lehrer

  • Lesedauer: 1 Min.

Es gibt beileibe Berufsgruppen, die sozial schlechter gestellt und tariflich ungerechter behandelt werden als die Lehrer. Das gilt selbst für die Hauptstadt-Pädagogen, auch wenn sie hier zum Teil auf den Beamtenstatus verzichten müssen. Unangenehm in Erinnerung geblieben ist auch die allzu konsequente Klientelpolitik für Lehrer durch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der letzten Jahre: Zahlreiche Steilvorlagen für konservative Kampagnen gegen dringende Berliner Bildungsreformen wurden etwa durch das dramatisierte GEW-Bild des überarbeiteten Lehrers geliefert.

Beides darf für den Senat jedoch kein Grund sein, den durch eben jene Reformen bereits verunsicherten Lehrkörpern nun eine bilaterale Vereinbarung einseitig aufzukündigen. Im Gegenteil: Gerade angesichts des längst nicht gewonnen Kampfes um die Reform des Berliner Schulwesens sollte die Bildungsverwaltung Vorsicht walten lassen. Denn wer ernsthaft das Gymnasium abschaffen will, darf solch mächtige Verbündete wie die Lehrer nicht unnötig verprellen.

Andererseits: Was bedeutet schon »unnötig« in dieser hoch verschuldeten Stadt? Wenn jeder Bereich und, wie gesagt, auch erheblich benachteiligtere Berufsgruppen ständig unter Spardruck stehen - ist es da unangemessen, auch die Lehrer zur Kasse zu bitten? Nein, ist es prinzipiell nicht. Im konkreten Fall aber steht, zumindest auf den ersten Blick, der scheinbar berechtigte Vorwurf des Wortbruchs im Raum. Den muss der Senat ausräumen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal