Einfärben und entkernen

Nach einem Verbot verlöre die NPD ihre Parteizentrale - Nutzungsideen gibt es bereits

  • Marina Mai
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Bundesländer stellen die Weichen in Richtung Verbot der NPD. Wird die rechtsextreme Partei verboten, wird auch ihr Vermögen enteignet, darunter ihre Parteizentrale in der Köpenicker Seelenbinderstraße. Was passiert dann mit dem Bürogebäude und den Nebengebäuden? Entstehen dort Wohnungen? Ausstellungsräume? Das »nd« startet die Ideensammlung und fragte Berliner.

Gregor Gysi, Bundestags-Fraktionschef der LINKEN und Wahlkreisabgeordneter in Köpenick: »In dem Gebäude soll ein Ort der Demokratie entstehen, in der mit großer Verantwortung versucht wird, rechtsextremen Jugendlichen ihr rassistisches, antisemitisches und undemokratisches Denken für sie selbst zu entwerten und ihnen Schritt für Schritt ein demokratisches und tolerantes Denken und Fühlen nahe zu bringen.«

Antje Kapek, Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus: »Dort soll eine Volkshochschule einziehen, weil Bildung gegen Rechts hilft«.

Christopher Lauer, Fraktionschef der Berliner Piraten: »Ich könnte mir in den Räumen gut ein multikulturelles Begegnungszentrum, eine Moschee oder eine Synagoge vorstellen. Außerdem brauchen wir dringend Wohnungen für Asylbewerber. Auch darüber sollte man nachdenken.«

Oliver Igel, Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick (SPD): »Die dann ehemalige NPD-Zentrale wäre der perfekte Ort für ein neues, größeres ›Zentrum für Demokratie‹, den auch das danebenliegende Jugendzentrum ›Haus der Jugend Köpenick‹ als demokratische Bildungsstätte und Begegnungsort ergänzen könnte.«

Stefan Evers, Vizechef der CDU-Fraktion: »Bei dem aktuellen Mangel an Plätzen für Asylbewerber ist damit zu rechnen, dass das Haus einer entsprechenden Zwischennutzung zugeführt wird. Andererseits wäre mir eine gute Nutzung durch das Integrationsbüro der Jüdischen Gemeinde oder beispielsweise eine Zweigstelle der Bundeszentrale für Politische Bildung, ‹Bereich Extremismus‹, sehr lieb an einem solchen Standort.«

Heiko Herberg, parlamentarischer Geschäftsführer der Piraten: »In den Räumen würde ich gern eine Dauerausstellung zur Aufklärung über Rechtsextremismus sehen.«

Katrin Lompscher, Stadtentwicklungspolitikerin der LINKE: »So wie Berlin wächst, brauchen wir bald sehr viel mehr Kitas. Eine könnte in die Seelenbinderstraße einziehen. Treptow-Köpenick ist ja ein attraktiver Bezirk für junge Familien.«

Ein Büronachbar aus dem Haus der Jugend Köpenick (will nicht genannt werden): »Ich wünsche mir dort eine kulturelle Begegnungsstätte für Bürger unterschiedlicher Nationalitäten. Die alte Villa ist dazu geeignet.«

Angelina Weinbender, Migrationsrat Berlin-Brandenburg: »Zahlreiche Migrantenvereine suchen immer wieder Räume und können sich keine eigenen leisten. Es wäre verdienstvoll, wenn die öffentliche Hand unseren Vereinen das Gebäude kostenlos oder kostengünstig zur Verfügung stellen würde.«

Hans Erxleben, Bezirkspolitiker der Linkspartei in Treptow-Köpenick: »Die überflüssige NPD-Zentrale sollte man in Flüchtlingswohnungen verwandeln. Die werden dringend gebraucht - gerade in unserem Bezirk.«

Daniel Buchholz, Stadtentwicklungspolitiker der SPD: »Es sollte das bunteste Haus Berlins werden.«

Mitglied der Gruppe FelS, aktiv u.a. im »Bündnis gegen das Schweigen«, das auch lieber anonym bleiben möchte: »Abreißen. Oder entkernen, neu gestalten und außen wieder bunt einfärben. Und dann soll da eine ständige Ausstellung rein über den Antifaschistischen Widerstand seit 1945.«

Umfrage: Marina Mai

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