Mordkomplott aus Geldgier

Fünf Angeklagte sollen eine junge Pferdewirtin aus Lübars getötet haben

  • Lesedauer: 3 Min.
Peter Kirschey berichtet aus Berliner Gerichtssälen
Peter Kirschey berichtet aus Berliner Gerichtssälen

Was für eine Geschichte, welche Abgründe. Drei Männer und zwei Frauen stehen seit gestern vor Gericht, wegen eines eiskalt geplanten und ausgeführten Mordes.

Es geschah am 21. Juni letzten Jahres nach Mitternacht auf einem abgelegenen Parkplatz nahe Lübars. Die 21-jährige Christin R. will sich dort mit ihrem Freund und ihrer besten Freundin treffen. Sie ahnt nichts Böses. Während sie von außen in den Wagen ihrer Freundin schaut, wird ihr von hinten eine Schlinge um den Hals gelegt. Christin R. hat keine Chance, sie stirbt auf dem Parkplatz ganz in der Nähe ihres Elternhauses.

Was die Ermittler dann Stück für Stück zusammentragen, ist mehr als eine anfangs vermutete Beziehungstat: Ein Mordkomplott, über Monate geplant. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen der aufstrebende Pferdewirt Robin H. (24) und seine Mutter Cornelia H. (58), die als Anlageberaterin weiß, wie man zu Geld kommt. Einen großen Pferdehof wollen beide aufbauen, doch es fehlt das nötige Kleingeld. Der Schuldenberg ist riesig. Die beiden schmieden laut Anklage einen finsteren Plan. Das Opfer soll die Freundin Christin werden. Auf sie schließen sie insgesamt acht Lebensversicherungen ab mit einem Gesamtwert von 2,445 Millionen Euro. Christin ist verliebt in Robin H. und will alle seine Wünsche erfüllen, hofft auf eine gemeinsame Zukunft auf einem Pferdehof. Deshalb unterschreibt auch sie die Policen und damit ihr eigenes Todesurteil. Der Begünstigte ist in jedem Fall ihr Freund.

Die ersten beiden Anschläge misslingen. Am 9. April, sagt die Staatsanwaltschaft, hat die Mutter in der Küche ihres Hauses auf das Mädchen eingestochen. Es wehrt sich, entreißt der Angreiferin die Klinge. Auch der Versuch, das Opfer mit einem Grill zu erschlagen, misslingt. Später soll Cornelia H. den Überfall mit psychichen Problemen erklärt haben. Christin bleibt weiter arglos und verzeiht ihr.

Nun kommen die anderen Beteiligten ins Spiel. Tanja L. (27), die »beste« Freundin des Opfers. Sie will Robin H. für sich gewinnen und ist laut Anklage zu allem bereit. Auf einem Parkplatz schüttet sie am 9. Mai 2012 unbemerkt dem Opfer Gift ins Sektglas. 50 000 Euro soll sie dafür bekommen. Das Gift zeigt keine Wirkung. Christin überlebt und bleibt weiter ohne Ahnung.

Jetzt fragt Tanja L. bei ihrem Bruder Sven L. (24) in Dortmund nach, ob er nicht jemanden kenne, der das Ganze etwas professioneller angehen könne. Und er findet Steven McA. (22), der laut Anklage bereit ist, für ein Taschengeld zu morden. Er soll es dann gewesen sein, der Christin die Schlinge um den Hals legte.

Der erste Verhandlungstag verlief wenig spektakulär und endete mit der Verlesung der Anklage. Es gab Massenandrang im Gerichtssaal, halb Lübars war zum Prozessauftakt erschienen, die fünf Angeklagten verbargen ihre Gesichter hinter Akten. Sie wollen zunächst schweigen, nur Tanja L. will am nächsten Verhandlungstag am 8. April aussagen. In der polizeilichen Vernehmung hatte Steven McA. die Tat bestritten, und er schüttelte bei Verlesung der Anklage mit dem Kopf. Nun muss die Staatsanwaltschaft ihnen die Tatbeteiligung nachweisen. Sollte das Gericht sie Mitte Juli für schuldig befinden, dann drohen ihnen als Anstifter und Ausführende lebenslange Freiheitsstrafen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal