Das zerstörte Vertrauen

Die große antirassistische Demonstration in München zeigt, wie sehr der NSU-Prozess die Menschen bewegt

  • Rudolf Stumberger
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Vor Beginn des NSU-Prozesses haben Tausende in München an das Schicksal der Opfer erinnert. Bei einer Großdemonstration forderten sie einen konsequenten Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Der Mordprozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer des »Nationalsozialistischen Untergrunds« soll an diesem Mittwoch beginnen. Das Gericht muss sich sputen: Karlsruhe verlangt, dass ausländische Journalisten feste Plätze bekommen. Wie, ist noch offen.

Die Szene am Münchner Stachus ist bezeichnend. Mit bewegter Stimme spricht Yvonne Boulgaridis am Sonnabend zu den Tausenden Teilnehmern der Demonstration gegen Naziterror und Rassismus. Die Witwe des 2005 von der Terrorgruppe »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU) ermordeten Theodoros Boulgarides ist, während sie redet, durch ein Transparent verdeckt. Sie will nicht fotografiert werden, denn die Nebenklägerin im anstehenden NSU-Prozess hat Angst vor Nazi-Attacken. Bei der Auftaktkundgebung fordern die Redner die umfassende Aufklärung der Mordserie und die Abschaffung des Verfassungsschutzes, sie wenden sich gegen Rassismus im Alltag und bei den Behörden. Die Veranstalter – ein Bündnis von mehr als 200 Gruppen – zählen an diesem Tag bis zu 10 000 Teilnehmer und sprechen von der »größten antirassistischen Demonstration in München seit 20 Jahren«.

»Wir haben uns in diesem Land wohlgefühlt, doch jetzt haben wir Angst«, s...


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