Hochschulen auch für Externe

Trotz eines Flops an der Freien Universität nimmt die Weiterbildung berlinweit zu

  • Ralf Hutter
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist ein eher unbekannter, aber gesetzlich verankerter Auftrag der deutschen Universitäten: Weiterbildung für Berufstätige. Angesichts des kürzlich bekannt gewordenen Desasters an der Freien Universität, wo deren Tochterfirma Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) mangels finanziellen Erfolgs trotz Millioneninvestitionen für einen Euro an die private Steinbeis-Hochschule verkauft wird (»nd« berichtete), stellt sich die Frage, wie es um die berufliche Weiterbildung an den anderen Berliner Universitäten steht.

»Die Technische Universität hat die Weiter- und Erwachsenenbildung in ihre Fakultäten integriert«, sagt Martin Delius, wissenschaftspolitischer Sprecher der Piratenpartei im Abgeordnetenhaus. Der ehemalige TU-Student, der dort auch in Gremien saß, berichtet, vor allem die Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften (die es aber auch leichter hätten, als andere Fächer) verstünden es als ihre Aufgabe, auch Externen Bildungsangebote zu machen. Dafür stünden Haushaltsmittel zur Verfügung. »So möchte man es haben: Lebenslanges Lernen und Service für Externe als Grundaufgaben der Universität«, lautet Delius' Fazit. Ob es an der TU Weiterbildungsangebote gibt, die von GmbH's angeboten werden oder auf öffentlich-privaten Kooperationen (PPP) basieren, kann der Abgeordnete nicht sicher sagen. Die TU gab dazu vorerst keine Stellungnahme ab.

Weiterbildung an Berlins Hochschulen

• 2011 waren an Berlins staatlichen Hochschulen 138 000 Studierende immatrikuliert und 80 weiterbildende Master-Studiengänge gemeldet.

• An Universitäten und Fachhochschulen waren jeweils 1300 von 92 000, beziehungsweise 34 500 Studierenden in einem weiterbildenden Master-Studiengang immatrikuliert.

• An den Kunsthochschulen waren es knapp 300 von 5000.

• An der Universitätsmedizin Charité waren es 500 von 6800.

Quelle: Senat

Die Universität der Künste hat ihr Zentralinstitut für Weiterbildung 2007 in »Berlin Career College« umbenannt. Dessen Direktor, Professor Thomas Schildhauer, sagt gegenüber »nd«, es sei »übergreifendes Ziel, dass mittel- und langfristig keine Ressourcen aus dem Hochschulhaushalt verwendet werden, die den grundständigen Studiengängen zustehen«. Mittlerweile arbeiteten die UdK-Weiterbildungsangebote (vier Masterstudiengänge, zahlreiche Zertifikatskurse und eine englischsprachige Sommeruniversität) »weitestgehend ausgabendeckend«, was Schildhauer auch auf »systematische Marktforschung« zurückführt.

Die Wissenschaftsverwaltung des Senats sieht eine positive Entwicklung bei den Weiterbildungsangeboten der Berliner Hochschulen: »Die Weiterbildungsangebote sind vielfältig, also keineswegs nur auf ökonomische Bereiche beschränkt.« Als Beispiele nennt sie Angebote der Alice-Salomon-Hochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) und der Universitätsmedizin Charité. Der Leistungsbericht der Hochschulen für 2011 hebt ein HWR-Projekt hervor, bei dem auch Weiterbildungsinteressierte ohne Hochschulabschluss Module aus den postgradualen Studiengängen des »IMB Institute of Management Berlin« absolvieren und dafür Leistungspunkte nach dem ECTS erlangen können. Dabei sollen auch Menschen »praxisorientiert Managementkompetenzen« vermittelt bekommen, die nicht ein ganzes Weiterbildungsstudium absolvieren können.

Generell hält der Leistungsbericht 2011 unter der Überschrift »Wissenschaftliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen« fest: »Im Fokus stand an den Universitäten der Ausbau der kostenpflichtigen Weiterbildungsmasterstudiengänge. Die Hochschulen legen insgesamt im Weiterbildungsbereich ihr Augenmerk auf die Zielgruppe beruflich Qualifizierter ohne allgemeine Studienberechtigung und das Thema lebenslanges Lernen.«

Nach einer Fehleranalyse zur DUW gefragt, enthält sich die Senatsverwaltung einer Positionierung und antwortet, die FU werde sicherlich prüfen, welche strukturellen Probleme es gegeben haben könnte, etwa »ob Zeitpunkt oder Größe nicht gut gewählt waren«.

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