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Winzerlehre bei Etruskern

Studie findet Spur von Frankreich nach Italien

  • Lesedauer: 2 Min.

Washington (dpa/nd). Nicht erst die Römer, sondern vermutlich bereits die Etrusker brachten den Franzosen die Weinherstellung bei. Zunächst exportierten sie ihren Wein in das Gebiet des heutigen Frankreich. Spätestens 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung begann man dann dort, selbst Wein anzubauen und zu keltern, wie ein französisch-amerikanisches Forscherteam in den »Proceedings« der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA (doi: 10.1073/pnas.1216126110) schreibt. Es sei wahrscheinlich, dass die Gallier dabei auf die Kenntnisse der Etrusker und auch auf deren domestizierte Weinpflanzen zurückgegriffen hätten.

Der Anbau von Wein begann vor etwa 9000 Jahren im Nahen Osten. Wie das Handwerk nach Westen gelangte, sei weniger gut bekannt, erläutern die Autoren um Patrick McGovern vom Museum für Archäologie und Anthropologie der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Die Ägypter bauten im 4. Jahrtausend v. u. Z. Wein an, von dort verbreiteten Seefahrer das Handwerk vermutlich im gesamten Mittelmeerraum. Ab etwa 625 v. u. Z. brachten die Etrusker Wein aus Zentralitalien in Amphoren per Schiff an die Küsten Südfrankreichs.

Die Forscher um McGovern untersuchten nun solche etruskischen Amphoren, die in der Hafenstadt Lattara in Südfrankreich ausgegraben worden waren. Die Rückstände von Flüssigkeit in drei der Amphoren analysierten sie unter anderem mit Hilfe der sogenannten Massenspektrometrie. Sie fanden dabei unter anderem Hinweise auf Weinsäure - und damit dafür, dass in den Gefäßen Wein aufbewahrt worden war.

Zudem untersuchten die Forscher eine bereits früher in Lattara gefundene alte Presse aus Stein, die aus der Zeit um 425 bis 400 v. u. Z. stammt. Auch hier gab es Spuren von Weinsäure. Zudem waren nahe der Presse große Mengen von Traubenkernen, Stielen und Überbleibseln der Trauben gefunden worden. Deshalb sehen die Forscher in der Presse den ersten eindeutigen Beweis von Weinherstellung auf französischem Boden.

Das Archäologenteam fand zudem Spuren von Baumharz, vermutlich von Pinien, und von bestimmten Gewürzen, wie Rosmarin, Thymian oder Basilikum. Diese Zusätze könnten auf eine medizinische Anwendung des Weins hindeuten. Medizinische Wirkstoffe wurden bereits in der Antike häufig in Alkohol gelöst. Die Baumharze könnten zudem die Haltbarkeit des Weins beim Transport per Schiff verbessert haben.

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