nd-aktuell.de / 10.06.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Getrennt marschieren?

Steffen Schmidt über Unstimmigkeiten zwischen den großen Umweltverbänden

Das aktuelle Hochwasser und die ziemlich einstimmigen Kritiken von Umweltverbänden an den verfehlten Schutzmaßnahmen seit dem vermeintlichen Jahrhunderthochwasser 2002 lässt etwas in den Hintergrund treten, dass es derzeit offenbar auch zwischen den großen Verbänden ziemlich knirscht.

Während der Naturschutzbund Deutschland (NABU) seinen Austritt aus der 2007 gegründeten »Klima-Allianz« bekannt gab, sagten ebenfalls in der vergangenen Woche Greenpeace und der WWF ihre Teilnahme einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Deutschen Naturschutzring (DNR) und dem NABU kurzfristig ab. Die drei verbliebenen Verbände stellten dort ihre Kernforderungen an die Parteien für die bevorstehende Bundestagswahl vor. In beiden Fällen ist der Grund auf den ersten Blick eher rätselhaft. Die Klima-Allianz hatte vor allem mit ihrer Ablehnung neuer Kohlekraftwerke auf sich aufmerksam gemacht, ein Ziel, das der NABU teilt. Und auch die Forderungen von BUND, DNR und NABU - mehr Energieeffizienz, ein Klimaschutzgesetz, Fracking-Verbot, Abschaffung umweltschädlicher Subventionen und mehr Flächen für Naturschutzzwecke - dürften Konsens sein.

Die Berliner »tageszeitung« spekuliert dennoch über einen inhaltlichen Dissens: Anders als DNR und NABU habe sich Greenpeace nicht an der Anhörung des Umweltministeriums zum geplanten Endlagergesetz beteiligt, und der WWF sei im Unterschied zu den Übrigen bei der Energiewende für eine Subventionierung von Gaskraftwerken. Tatsächlich scheint sich bei den Umweltverbänden ein neuer Richtungsstreit anzubahnen. Soll man den oft erfolgreichen Weg einer Fundamentalopposition weitergehen oder die Zusammenarbeit mit Politik und Wirtschaft suchen, um so voranzukommen? Dazu passt ein Papier aus der Deutschen Umweltstiftung, wonach die Arbeitsteilung, hier »unschuldige« Aktive«, dort profitorientierte Wirtschaft, nicht mehr gelte. Doch ob man mit Nestlé oder BMW (im Stiftungsbeirat) wirklich die richtigen Schritte findet?