Angstbarrieren überwinden

Der Dramatiker Mohammad Al Attar bringt Erfahrungen syrischer Gefängnisinsassen auf die Bühne

Durchs Gefängnis wird man stärker. Diese Erfahrungen syrischer Aufständischer hat der mittlerweile nach Beirut gezogene syrische Dramatiker Mohammad al Attar in seinem Stück »Und jetzt bitte direkt in die Kamera« verarbeitet. Er übertrug dazu Erlebnisse von 13 zwischenzeitlich Inhaftierten in die fiktionale Situation eines Filmdrehs zum Thema Gefängnis. Die deutsche Erstaufführung des Stückes ist am 20. Juni im Heimathafen Neukölln zu erleben. Nach den Aufführungen vom 4., 6. und 7. Juli steht Mohammad al Attar für Publikumsdiskussionen zur Verfügung. Tom Mustroph sprach mit dem Dramatiker über Bedingungen und Möglichkeiten von Künstlern, in Zeiten des Wandels überhaupt produktiv zu bleiben - und über die aktuelle Situation in Syrien.

nd: Mohammad al Attar, wie haben Sie die Protagonisten Ihres Stücks kennengelernt?
Attar: Ich lebte damals noch in Damaskus. Viele meiner Freunde, auch enge Freunde, wurden eingesperrt, weil sie sich an der Revolution beteiligt hatten. Ich war sehr aufgewühlt von den Geschichten, die sie erzählten, als sie wieder herauskamen. Es waren starke, kraftvolle, oft auch dramatische Geschichten, die sehr reich waren an Details. Es ging darin nicht nur darum, wie schrecklich diese Erfahrungen waren, psychologisch und physisch, was sie dort erlitten haben in der Gefängnisroutine und bei den Folterungen. Wichtig war auch, wie sie damit umgegangen sind, welche Träume, Visionen und Fantasien sie hatten, was sie gemacht haben, wenn sie nachts versucht haben einzuschlafen.

Hat die Haft Ihre Freunde gebrochen?
Nein. Bei allen hatte ich das Gefühl, dass sie stärker aus dem Gefängnis herausgekommen sind. Ich dachte, das müssen wir dokumenti...


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