Aufräumen im Schulbuchregal

Lehrmaterial kann in Rheinland-Pfalz ausgeliehen werden - jetzt wird der Bestand gewechselt

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In Rheinland-Pfalz müssen Schüler seit drei Jahren ihre Schulbücher nicht mehr unbedingt kaufen - sie können sie ausleihen. Die ersten dieser Leihbücher werden jetzt aussortiert. Die Schulen dürfen das Lernmaterial nun verteilen.

Mainz (dpa/nd). Zehntausende Schulbücher werden mit Beginn der Sommerferien aussortiert - sie werden in den Schulen nicht mehr gebraucht. Die überflüssig gewordenen Büchern stammen aus dem seit drei Jahren laufenden Ausleihsystem in Rheinland-Pfalz. Es soll einkommensschwache Familien entlasten, indem ihnen der Kauf von Büchern erspart bleibt. Um immer aktuelle Lernmittel zu haben, sollen die Schüler nach Angaben des Bildungsministeriums möglichst nach drei Jahren Bücher bekommen, die auf dem neuesten Stand sind. Den neuen Büchern müssen die alten deshalb weichen.

Im noch laufenden Schuljahr nehmen nach Angaben des Ministeriums rund 233 100 Kinder und Jugendliche aus allen Klassenstufen und allen Schularten an der Schulbuchausleihe teil. Dies entspreche einer Teilnahmequote von rund der Hälfte der Schüler. Davon hätten sich etwa 134 600 für das Ausleihen der Bücher gegen eine Gebühr angemeldet. 98 500 Schüler stammen aus Familien mit niedrigem Einkommen. Sie bekommen die Schulbücher kostenlos. Der Rest kaufe sich die Bücher nach wie vor selbst. Nach Angaben des Ministeriumssprechers kosten Bücher für einen Schüler bis zu 300 Euro pro Jahr.

Zum Schuljahresende gehen die ersten Leihbücher in den Ruhestand. Was die Kreise und Städte mit den Schulbüchern machen, bleibt ihnen selbst überlassen. Eine dpa-Umfrage zeigt die neue Bestimmung der Bücher. In Koblenz zum Beispiel scheiden rund 10 000 Schulbücher aus dem Ausleihzyklus aus. Sie sollen den Schülern geschenkt werden. Leider sei es so, »dass ein Großteil der Schulbücher, die nicht mehr in die Ausleihe dürfen, noch verwendbar ist und durchaus weiter verliehen werden könnte«, sagt Stadtsprecher Heiko Breitbarth. Es sei davon auszugehen, dass dies bei 60 Prozent dieser Bücher der Fall sei. Somit würden Bücher im Wert von rund 90 000 Euro nicht mehr im Ausleihsystem verwendet. Außerdem würden die 10 000 Bücher Lagerprobleme schaffen, da sie weder beim Schulträger noch bei den Schulen untergebracht werden könnten.

Auch in Speyer dürfen die »Letztbesitzer« die Bücher behalten. Das Land sieht das kritisch. Denn nach Angaben des Ministeriums sei »die favorisierte Idee«, die Bücher etwa einkommensschwächeren Eltern zur Verfügung zu stellen - oder den Schulen zum Verkauf auf Basaren zu überlassen. In Trier werden an den städtischen Schulen etwa 6500 Bücher aussortiert. Sie werden den Schulen oder Fördervereinen der Schulen übereignet, teilte die Stadt mit. Die Schulen könnten selbst entscheiden, ob sie die Bücher auf Buchbasaren weitergeben oder in die Schulbibliotheken stecken würden. Lagerprobleme seien nicht bekannt. Einige Schulen hätten Kisten und Regale beschafft, um die Bücher aufzubewahren.

In Kaiserslautern dürfen alle Schüler ihre Bücher behalten. Die Stadt habe den Schulen angeboten, die Bücher bei Bedarf etwa für ihre Bibliothek oder Gastschüler zu verwenden. Dies hätten die Schulen jedoch abgelehnt, hieß es.

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