Vergebliche Erdölsuche

Kubas Hoffnungen auf schwarzes Gold im Küstenschelf bisher unerfüllt

  • Leo Burghardt, Havanna
  • Lesedauer: 3 Min.
Der kubanische Erdölmonopolist Cuba Petroleo (Cupet) und der russische Konzern Sarubeshneft haben gleichlautend bekannt gemacht, dass sie die Erkundungsbohrungen in der kubanischen Sonderwirtschaftszone im Golf von Mexiko »wegen mehrerer geologischer Probleme suspendiert« haben. Ende der kubanischen Hoffnungen auf Erdölgewinne?

Es ist zweifellos ein Rückschlag: Der kubanische Erdölmonopolist Cuba Petroleo (Cupet) und der russische Konzern Sarubeshneftbeiden seien übereingekommen, ihr ursprüngliches Programm neu zu bewerten und 2014 eine zweite Etappe dieser Bohrungen in Angriff zu nehmen, hieß es in den Erklärungen von Cupet und Sarubeshneft. Die Russen waren als letzte eingestiegen. Seit 1999 hatten Fünf-Sterne-Firmen wie Sherritt Oil and Gas/Canada, Repsol, Petronas/Malaysia, Petro/Vietnam und ebenso mit großen Erfahrungen ausgestattete Unternehmen aus Indien, Norwegen, Angola und China, ihr Glück versucht und hatten schließlich aufgegeben.

Waren sie alle einer Schimäre aufgesessen? Hatte sich ein Dutzend auf Erdölerkundung und Geophysik spezialisierte renommierte Forschergruppen aus Frankreich, den USA, Brasilien und Mexiko derart grob verschätzt, als sie unter diesen 112 000 Quadratkilometern Meer plus Boden, die Kuba 1977 in einem vom damaligen US-amerikanischen Präsident Jimmy Carter inspirierten Abkommen mit Mexiko und den USA zugesprochen wurden, zig Milliarden Tonnen Erdöl vermuteten? Die Suche nach Erdöl sei keine exakte Wissenschaft, sie erfordere von Seiten der Experten bei der Datenauswertung »enorme Erfahrungen«, wusste der Hauptgeschäftsführer von Petrobras/Havanna, João Figueira, als sein Unternehmen 2008 mit Cupet ein Abkommen unterzeichnet hatte. Doch Petrobras suche und fördere Öl unter ähnlichen Bedingungen, zum Beispiel in Ostafrika, sagte er optimistisch.

Bis Mitte der 90er Jahre herrschte die Meinung vor, das Öl stecke in über 6000 Meter Tiefe in einer Art Gesteinsblase und schieße, wenn diese angebohrt wird, mit großem Druck an die Oberfläche, erklärte mir ein Mitarbeiter der Cupet-Zentrale. Das Öl aber befinde sich hier im Golf in Gesteinshohlräumen. Da lässt es sich nur mühsam anbohren oder überhaupt nicht. Der Vertreter von Repsol hatte damals seinen Ausstieg erklärt, es sei gutes Öl, aber es sei nicht rentabel. Die Kosten!

Bekannt ist, dass die Bohrungen durch außerordentlich hartes Gestein niedergebracht werden müssen. Die zwei Erdölplattformen, die eingesetzt waren, Hochleistungstechnik mit 200 Mann Besatzung, kosteten die »Mieter« jeweils 700 000 Dollar täglich. Und das ohne gesicherte Aussicht, dass sich die Investitionen in absehbarer Zeit amortisieren könnten. Und immer wieder mussten die Erkundungsgesellschaften die kostspieligen Schikanen von Washingtons Kuba-Blockade im Auge behalten. Wenn irgendwo in einem Gerät oder gar in den Plattformen mehr als zehn Prozent US-Teile entdeckt würden, käme das die Besitzer sehr teuer zu stehen.

Andererseits war man in den USA 2008 unruhig geworden. Prof. Jonathan Benjamin Alvarado, Energieexperte der Nebraska-Universität, hatte sich zum Sprecher der ganzen Erdöllobby gemacht: »Ich habe immer betont, dass wir das Embargo höchstens so lange aufrecht erhalten sollten, bis es uns selbst etwas kostet. Dieser Zeitpunkt scheint erreicht.« Die Unruhe in den USA dürfte sich fürs Erste wieder gelegt haben. Wie also weiter? Nach der Unterzeichnung des Abkommens Cupet-Petrobras hatte der damalige Präsident Brasiliens Lula da Silva versprochen, Bohrungen in 1000, 2000 oder 7000 Meter niederzubringen, »wenn die Möglichkeit existiert, Erdöl zu finden«. Existiert sie?

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