Datenverwertung auf Sparflamme

Berliner Open-Data-Konferenz wirbt für Nutzung offener Daten

  • Uwe Sievers
  • Lesedauer: 3 Min.
Daten von Verwaltungen und Behörden können für Bürger und Wirtschaft gute Dienste leisten. Allerdings werden die Informationen noch eher selten durch Entwickler genutzt.

»Datenfluss verträgt keine Insellösungen«, meinte Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer gestern anlässlich des dritten Open Data Day. Der Berliner Senat möchte die wirtschaftliche Verwertung öffentlicher Daten vorantreiben und veranstaltete dazu am Montag in Berlin eine Tagung in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-FOKUS Institut. Die Daten sind seit eineinhalb Jahren über ein Internetportal verfügbar. »Täglich nutzen rund 1000 User unser Angebot«, so Yzer. Derweil steigt das Datenvolumen kontinuierlich: »Jede Woche kommt ein neuer lizenzfreier Datensatz hinzu«, sagte sie. Inzwischen seien auch Berliner Stadtreinigung und Verkehrsbetriebe dabei.

Aber nicht nur Berlin betreibt ein solches Projekt. Die Bundesregierung startete im Februar ihr Open-Data-Portal GovData.de, »mit großem öffentlichem Interesse«, wie Uta Dauke vom Bundesinnenministerium erklärte. Dieses Interesse äußerte sich jedoch vorwiegend in Kritik, unter anderem, weil das Innenministerium eine eigene Lizenz schuf. Kritiker lehnten diese ab, weil diese die Nutzung der Daten einschränkte. Unmittelbar nach dem Start brach das System wegen Überlastung zusammen. »Wir mussten die technische Infrastruktur vervierfachen«, erzählte Ina Schieferdecker, die zuständige Projektleiterin bei Fraunhofer-Fokus. Seitdem laufe alles stabil. Allerdings hat das Interesse nachgelassen. Das Portal habe in den ersten zehn Tagen nach seinem Start 45 000 Besucher gehabt, im Mai sei die Zahl auf 8500 zurückgegangen, berichtete Dauke. Dafür habe man bei den verfügbaren Daten zugelegt: Die anfangs vorhandenen 1100 Datensätze seien inzwischen verdreifacht worden. »Wir haben sehr von den Berliner Erfahrungen lernen können, denn Berlin ist absoluter Vorreiter für diese Bewegung«, lobte die BMI-Vertreterin das unter Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) entstandene Berlin-Projekt.

Allerdings fehle es bisher noch an Anwendungen, die die Daten in Nutzungsformen überführten, sagte Schieferdecker. Es gebe zwar gute Beispiele, wie »Pegel-Online« eine Wasserstandauskunft aller Bundeswasserstraßen im 15-Minutentakt, aber insgesamt seien erst 14 Applikationen entstanden, so Schieferdecker. Dauke sagte dazu: »Wir werden Behörden nur dazu bewegen, ihre Datensätze zu öffnen, wenn wir gute Beispiele zur Nutzung dieser Daten bringen können.«

Die Kritik an der Lizenzpolitik des deutschen Portals ist bis heute nicht verstummt, denn einige Datensätze dürfen nach wie vor nicht frei genutzt werden oder sind sogar kostenpflichtig. Es sei ein bewusster Schritt gewesen, diese Datensätze mit aufzunehmen, sagte Dauke. »Wenn nicht freie Datensätze erst einmal im Portal stehen, dann können Sie die zuständige Behörde ansprechen, warum diese Daten nicht frei verwendbar sind«, sagte Dauke. Zudem könne der Bund aus verfassungsrechtlichen Gründen den Ländern und Kommunen nicht die Nutzungsbedingungen vorschreiben. Aber man könne Empfehlungen aussprechen und darauf hinwirken, dass diese Daten langfristig frei verfügbar würden, denn »das ist unser Ziel«, so Dauke. »Wenn sie feststellen, dass ein Datensatz nicht offen gestellt ist, sprechen Sie uns an.«

Das Pilotprojekt soll bis 2014 laufen. »Es gibt noch eine ganze Menge von Baustellen«, sagte Dauke. Schieferdecker bedauerte, dass der anschließende Regelbetrieb noch nicht geklärt sei, denn »es geht jetzt darum, in Deutschland etwas daraus zu machen«.

Die Open-Data-Portale des Landes Berlin sowie des Bundes sind unter www.daten.berlin.de und www.govdata.de erreichbar.

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