Wie ein Apotheker unterwegs

Das nächste Geständnis: David Kopp berichtet beim Schumacher-Prozess über Doping im Team

  • Maximilian Haupt, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein überraschendes Dopinggeständnis von Ex-Radprofi David Kopp vor dem Landgericht Stuttgart hat die Position des angeklagten Stefan Schumacher unterstützt.

Mit einem überraschenden Geständnis von Ex-Radprofi David Kopp hat der Betrugsprozess gegen Stefan Schumacher womöglich eine Wende erhalten. Kopp räumte vor dem Landgericht Stuttgart jahrelanges Doping ein und lieferte seinem angeklagten Freund damit eine Steilvorlage. Während der Zeit beim Radteam Gerolsteiner habe er EPO, Wachstumshormone, Testosteron, Synacthen und Cortison genommen, sagte Kopp am Montag. Damit erschütterte er die Zeugenaussage des langjährigen Teamchefs Hans Michael Holczer, der von Dopingpraktiken in seiner Mannschaft nichts gewusst haben will. »Ich habe mich zum Höhepunkt meiner Karriere selber wie ein Apotheker gefühlt«, sagte Kopp, der bereits 2009 wegen eines positiven Kokainbefundes aufgefallen und gesperrt worden war.

Über die korrekte Anwendung der Mittel habe er mit den Teamärzten Ernst Jacob, Giuliano Peruzzi und Mark Schmidt sprechen können. Für die Mediziner könnte es nun ungemütlich werden, da die Freiburger Doping-Schwerpunktstaatsanwaltschaft wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz bereits ermittelt. »Die Mittel wurden nicht offensiv angeboten«, sagte Kopp (34), der 2006 und 2007 für Gerolsteiner fuhr. »Aber man konnte sich bei den Ärzten über alles von Belang austauschen - verboten oder nicht verboten.« Die umfassende Dopingbeichte am achten Verhandlungstag, die Kopp nach eigenen Angaben nicht einmal seiner Familie angekündigt hatte, hilft dem wegen Betrugs angeklagten Schumacher. Schließlich stützt die Aussage den Standpunkt des Nürtingers, dass Doping bei Gerolsteiner teamintern ein offenes Geheimnis war - entgegen der Behauptung von Holczer. Der ehemalige Teamchef beim Rennstall des Mineralwasserherstellers hatte stets betont, von verbotenen Mitteln und Methoden nichts mitbekommen zu haben.

Mit Holczer selbst, sagte Kopp, habe er nicht konkret über Doping gesprochen. »Mit ihm ist man nie ins Detail gegangen«, erzählte Kopp, der inzwischen im Groß- und Einzelhandel arbeitet. Aber die Medikamentenbox, in dem etwa Synacthen aufbewahrt worden sei, sei dem 59-Jährigen bekanntgewesen. »Ich würde mal behaupten, dass er sich mit den Ärzten über alle Themen unterhalten hat«, sagte er.

Neben den Medizinern belastete Kopp auch seinen ehemaligen Teamkollegen Sebastian Lang. Der hatte als Zeuge Anfang Mai mit Blick auf seine Erfahrungen mit Dopingmitteln ausgesagt: »Ich habe nichts in meiner kompletten Karriere erlebt, weder bei Gerolsteiner noch danach.« Kopp berichtete nun davon, wie Teamarzt Schmidt ins gemeinsame Zimmer gekommen sei und Synacthen angeboten habe. Während Kopp mit Verweis auf ein bereits (zu Dopingzwecken) erteiltes Cortison-Attest ablehnte, habe Lang Bedarf angemeldet. Der Prozess wird am 3. Juli fortgesetzt.

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