Schriftsteller Erik Neutsch verstorben

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Berlin (nd). Der Schriftsteller Erik Neutsch ist tot. Wie »nd« erfuhr, starb er am Dienstagnachmittag nach langen Jahren schwerer Erkrankungen in seinem Haus in Halle. Neutsch wurde am 21. Juni 1931 in Schönebeck, Kreis Calbe, in einer Arbeiterfamilie geboren, arbeitete zunächst als Journalist und ab 1960 als freiberuflicher Schriftsteller.

Er verfasste Romane, Erzählungen, Kinderbücher, Essays, Gedichte und Drehbücher, die ein Millionenpublikum fanden. Allen voran der Roman »Spur der Steine« (1964), der mit einer Auflage von über 500 000 Exemplaren zu den erfolgreichsten Büchern der DDR-Literatur zählte. Der gleichnamige Film (Regie: Frank Beyer) wurde kurz nach seiner Uraufführung 1966 verboten und erst ab Ende Oktober 1989 wieder gezeigt.

Erik Neutsch über Erik Neutsch

»Meine Figuren müssen konkret sein, realitätsbezogen, und dazu gehört nun mal ihr gesamtes soziales Umfeld, das durch kaum ein anderes so geprägt wird wie durch die Arbeit. Nur so, durch sein Tätigwerden bis ins Detail, wird ein Zimmermann zum Zimmermann, eine Architektin zur Architektin oder gar... ein Hirt zum Hirten.

An seiner Arbeit lässt sich letztlich auch der Charakter eines Menschen messen. Und wie man sehen kann, habe ich in all meinen Büchern zumindest die Hauptpersonen immer wieder in ihrer Produktivität gezeigt ...

Wollte ich darauf verzichten, auf die Soziologie der schönen Details, wäre es, als beschriebe ich einen Menschen nur zur Hälfte, nicht einmal das, nur als seinen Schatten. Für meine dem Realismus verhaftete Auffassung begänne da eine Literatur des lebens- und weltfremden Nichtssagens, entweder des Elitären oder des Kitsches.«

Erich Neutsch in »Klaus Walther: Spur des Lebens«. Das Neue Berlin. 240 S., geb., 16,95 €.

Ebenfalls im nd-Shop zu bestellen ist ein Film, in dem Erik Neutsch selber mitspielt: »Columbus 64« von Ulrich Thein (4 DVDs, 29,99 €).

»Meine Figuren müssen konkret sein, realitätsbezogen, und dazu gehört nun mal ihr gesamtes soziales Umfeld, das durch kaum ein anderes so geprägt wird wie durch die Arbeit«, sagte Erik Neutsch im Gesprächsbuch »Spur des Lebens« von Klaus Walther, das 2010 in der Buchreihe von »neues deutschland« und dem Verlag Das Neue Berlin erschien. Die Konflikte in seinem sozialen Umfeld wurden ihm zum Thema. Misstände regten ihn auf. Daraus entstanden Werke wie »Auf der Suche nach Gatt« (1973), »Zwei leere Stühle« (1979, »Claus und Claudia« (1989), »Der Totschlag« (1994). Er schrieb über Georg Forster (»Forster in Paris, 1981) und einen großen Roman über Matthias Grünewald («Nach dem großen Aufstand», 2003).

Die vier Teile seines Romans «Der Friede im Osten» betrachtete er als sein Hauptwerk. Bis zu seinem Tode hat er am fünften Band gearbeitet.

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