Jägerin des Plagiats

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer steckt hinter der Plattform VroniPlag Wiki? Die Anonymität der Netzkultur nervt die Wissenschaft schon lange. Seit kurzem empfiehlt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), keinem anonymen Vorwurf mehr nachzugehen. Zu denen, die schon seit längerer Zeit als Plagiatsjäger bekannt sind, zählt Deborah Weber-Wulf alias »wiseWoman«, Professorin für Medieninformatik, an der Berliner Hochschule für Wissenschaft und Technik. www.zeit.de porträtiert die Mitbegründerin von VroniPLag Wiki (bit.ly/15j1nNq). Zum Vorschein kommt eine Wissenschaftlerin, die Plagiatssoftware erforscht und in ihrer Freizeit im Netz nach »wissenschaftlichem Fehlverhalten« recherchiert. Sie tut dies aus »›Abscheu‹ vor unredlichem wissenschaftlichen Verhalten« und nennt sich selbst »Dokumentarin« statt »Jägerin«. Die moralisierende Argumentation stößt bei manchen auf Ablehnung.

Für Anna Moser sind Whistleblower »anonyme, äußerlich unscheinbare Personen, aus denen von einem Tag auf den anderen gefeierte Helden im Kampf für Gerechtigkeit, von der letztendlich niemand so genau weiß, wohin diese führen soll, werden. Sie erheben sich aus der Masse und werden zum Star. Das hat nichts mit Gerechtigkeitsdrang sondern mit dem Bedürfnis nach narzisstischer Darstellung zu tun. Dass Whistleblower (nennen wir sie doch beim altmodischen deutschen Begriff ›Denunzianten‹) dennoch teilweise so gefeiert werden, finde ich bedauerlich, ist aber ebenso in den menschlichen Charakterschwächen begründet - viele plagt ein tief verwurzelter Neid.«

Fragend erwidert japanbash: »Wie kann man die Öffentlichkeit auf Missstände aufmerksam machen, ohne dabei selbst öffentlich zu werden? Und worauf genau ist man neidisch? Auf einen schmierigen Heini, der einen Doktortitel führt aber nicht ansatzweise in der Lage war, diesen selbstständig zu verdienen? Und andere Whistleblower? Neidisch auf viele Jahre Gefängnis, auf Flucht und Exil? Na klar, wer könnte da nicht neidisch werden! Der Vorwurf narzisstischer Motive ist so eine Sache: Geht es denn überhaupt ohne? Sind Sie, in dem Moment, in dem Sie ihren Kommentar verfassen, nicht selbst eine narzisstische Person? Und wie groß muss der Narzissmus derer sein, die sich an Betrug und Lüge nicht stören sondern skrupellos weiter machen? Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die dies aufdecken. Und natürlich geht es denen auch um sich selbst bzw. um deren Ideale. Man kann Idealen auch verpflichtet sein, wissen Sie? Dann hat man gar keine andere Wahl als so zu handeln. Das ist allerdings das Gegenteil vom herrschenden Dünkel-Denken. Den meisten ist’s halt wichtiger, dass eine Person polarisiert und strahlt und nicht das, was sie tut. Klar stören da Leute wie Frau Weber-Wulff.«

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal