Wohlklang vokal und tonal

28. Berliner Jazztreff

  • Antje Rößler
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin ist eine Jazz-Metropole, die Musiker aus aller Welt anzieht. Die Vielfalt der hiesigen Szene brachte der Berliner Jazztreff am Wochenende auf die Bühne. Erstmals war die Veranstaltung in der ufaFabrik zu Gast, wo Laien und Profis in Besetzungen vom Solo bis zur Bigband spielten.

»Der Begriff Jazz wird bei uns sehr weit gedehnt«, sagt Franziska Buhre, die den Jazztreff seit 2010 organisiert. »Die Bandbreite reicht von Swing und Bebop bis zu Blues und Latin Jazz.« Bei aller Vielfalt - avantgardistische und atonale Klänge waren am Wochenende nicht zu vernehmen.

Als der Jazztreff 1985 zum ersten Mal stattfand, bespielten 120 Gruppen drei Tage lang das Musikinstrumentenmuseum. Diese Dimensionen hat die vom Landesmusikrat ausgerichtete Veranstaltung heute nicht mehr; diesmal machten 41 Ensembles mit. Der Samstag gehörte den Profis, die in diesem Jahr den Studiopreis der Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten erhalten haben; darunter der Gitarrist Sascha Henkel und die Multiinstrumentalistin Edith Steyer. Außerdem fand der Landeswettbewerb »Jugend jazzt« statt, die Preisträger fahren im Mai zum Bundeswettbewerb nach Stuttgart.

Die sich bewerbenden Bigbands gehören den Berliner Musikschulen an, oft im Bereich der Studienvorbereitung. Sie nutzen gern die Möglichkeit, sich von der Jury unter Vorsitz von Kulturradio-Jazzredakteur Ulf Drechsel beraten zu lassen. Der Faszination des schmissigen Bigband-Sounds erliegen aber auch Erwachsene, wie etwa die 25 Mitglieder der Round Midlife Band. Sie haben auf der Bühne jede Menge Spaß, obwohl ihr Leiter Michael Rowalska den Takt so streng schlägt, als würde er Holz fällen. Der Sonntag bot ein abwechslungsreiches Programm kleinerer Ensembles. Es gastierte das sanft groovende Quartett Question & Answer mit Ulf Hausmann am geschmeidigen Saxophon. Die drei singenden Herren von Offbeats Undercover hauchten dem Schubidu-Swing der Fünfziger neues Leben ein.

In diesem Jahr erlebte man die Berliner Szene als stark vokal geprägt. Wobei man an der Sängerin Ulrike Haller lieber vorbeigehört hätte, um ihren feinsinnig groovenden Begleiter Loomis Green an der Gitarre besser zu vernehmen. Mit agiler, tonhöhensauberer Stimme sang dann Elisabeth Tuchmann brasilianische Musik. Ihre Gitarre verzwirbelte sich mit jener von Katrin Wahl auf filigran kunstvolle Weise.

Die Preisverleihung brachte Ulf Drechsel ohne weitere Feierlichkeiten über die Bühne. Beim Wettbewerb »Jugend jazzt« siegte die der Musikschule Charlottenburg angeschlossene Bigband JayJayBeCe, die bereits seit 25 Jahren besteht und nur Stücke von Berliner Komponisten spielt. An derselben Musikschule übt auch das Sextett Oktopuzzle, das eine Aufnahmesession im Tonstudio gewann. Darauf dürfen sich auch die zehn- bis zwölfjährigen Jungs von Kid’s Groove freuen, die zuvor noch ein Bandcoaching erhalten.

Nach Preisverleihung legte schließlich die Bigband The Flintstones los, deren Anfänge im wilden Kreuzberg der Achtziger liegen. Das Konzert mit originellen und durchaus sperrigen Arrangements der Pianistin Maria Baptist war ein Höhepunkt.

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