Politik braucht Utopien

Der Sozialphilosoph Oskar Negt geht davon aus, dass die Mehrheit der SPD-Basis loyal zu ihrer Führung stehen wird

Professor Oskar Negt (79) forschte und lehrte an der Universität Hannover. Der frühere Adorno-Schüler und Mitarbeiter von Jürgen Habermas ist einer der bedeutendsten Sozialphilosophen Deutschlands. Aus der SPD wurde Negt 1961 wegen Linksabweichung ausgeschlossen. Später fand er wieder ein gutes Verhältnis zur Partei. Über den SPD-Mitgliederentscheid sprach mit ihm Aert van Riel.

nd: Bis Mitte nächster Woche lässt die SPD ihre Basis über Schwarz-Rot abstimmen. Sind Sie ein grundsätzlicher Befürworter dieser Befragung?
Negt: Ja. Das kann ich eindeutig sagen. Es ist eine Form der Politisierung der Mitglieder, die überfällig ist. Ich finde es sehr mutig von der SPD-Führung, sich einem solchen Votum auszusetzen. Meine Erfahrungen sind, dass hier zum ersten Mal seit vielen Jahren die Menschen wieder politisch argumentieren.

Allerdings sagt die SPD-Spitze, sie habe bei einer Ablehnung keinen Plan B und droht für diesen Fall indirekt mit Rücktritt. Wie frei sind die Mitglieder in ihrer Entscheidung?
Ich gehe davon aus, dass sie ein positives Votum abgeben werden.

Weil der Druck der Parteiführung so stark ist?
Ja. Ich kenne die Mentalität und die Loyalitätsgefühle von Mitgliedern der SPD. Die nörgeln und meckern erst, am Ende wird die große Mehrheit aber wohl zustimmen. Das sagt mir mein Gefühl, wo...



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