»Your Silence will not protect you« – Heraus zum Frauen*kampftag 2014!

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Dieser Satz von Audre Lorde, einer US-amerikanischen Schriftstellerin und Aktivistin, die sich einst selbst als »black lesbian feminist mother poet warrior« bezeichnete, könnte im Grunde als Credo für alle bisherigen feministischen Kämpfe dienen. Frauen*rechte wurden noch nie im muffigen Hinterzimmer stillschweigend vereinbart (die werten Herren dort kamen noch nie von selbst drauf), sondern immer durch Protest auf der Straße erkämpft.

Beispielhaft dafür sind die Kämpfe um das Wahlrecht zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Erst in den USA, später auch in Teilen Europas wurde Unmut zu Protest – die ersten Kampftage für die Gleichberechtigung von Frauen, damals ohne Sternchen geschrieben, wurden initiiert.

Frauen*

"Wir haben den Begriff »Frauen« und »Mädchen« mit Sternchen* markiert. Damit schließen wir Trans*-Frauen. und Inter*-Menschen explizit ein. Egal wie du aussiehst oder als was du bei der Geburt eingeordnet wurdest – unser Feminismus schließt dich ein. Wir wählen den Begriff Frauen*kampftag, um an frühere feministische Kämpfe anzuknüpfen, deren Forderungen leider immer noch nicht umgesetzt sind. Außerdem wollen wir diejenigen einschließen, die sich nicht als Frauen* verstehen, aber gleichermaßen von sexistischer Diskriminierung betroffen sind, weil sie im Alltag als Frauen* gelesen werden."Bündnis Frauen*kampftag 2014

Verantwortlich für das Überschwappen der Proteste nach Europa waren hauptsächlich Käthe Duncker und Clara Zetkin, die sich auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz für die Einführung eines alljährlichen Internationalen Frauentags einsetzten.

Das maßgebliche Ziel der daraus entstandenen Bewegung war das freie, geheime und gleiche Wahlrecht für Frauen. Nach mehreren Jahren großer Proteste - der Frauentag hatte seinen festen Platz in der sozialistischen Bewegung gefunden - war das Ziel 1918 tatsächlich erreicht: Die Übergangsregierung aus SPD und USPD beschloss das Wahlrecht für Männer und Frauen ab 20 Jahren.

Der Kampftag für die Rechte von Frauen wurde nie wieder so in den Mittelpunkt feministischer Kämpfe gestellt wie zu dieser Zeit. Nach 1945 gab es zwar eine zweite Welle des Feminismus, diese war aber eher autonom organisiert und setzte auf andere Protestformen. In der Folgezeit differenzierte sich der Feminismus immer weiter aus.

Heute scheint es so als gebe es unüberbrückbare Hindernisse zwischen den unterschiedlichen Flügeln der feministischen Bewegung. Das ist ein großes Problem. Warum? Weil die Gleichberechtigung, die wir alle fordern, noch lange nicht erreicht ist! Nur gemeinsam können wir das Patriarchat, die strukturelle Ungleichbehandlung, endlich wieder erfolgreich angreifen.

Ein gemeinsamer Frauen*kampftag einmal im Jahr kann dabei eine wichtige Schnittstelle der Bewegungen sein. Wir können uns vernetzen, im Vorhinein kritisch-solidarisch miteinander diskutieren und am 8. März zeigen, dass es uns noch gibt und wir den Hermanns, Von der Leyens und Schröders nicht das Feld überlassen.

Darüber hinaus ist es genauso nötig, jeden Tag und überall gegen Ungleichheit und Sexismus zu kämpfen. Das kann auch heißen, sich selbst davor zu schützen und Schutzräume in Anspruch zu nehmen. Wir alle können etwas zum Kampf beitragen, indem wir uns unsere Räume schaffen, in denen unsere Bedürfnisse tonangebend sind, und indem wir die Räume der Gesellschaft mit Protest besetzen – wie am Frauen*kampftag!

Ein prägender Raum der Gesellschaft sind die Hochschulen. Manche glauben, dass mit der Hochschulzugangsberechtigung für Frauen* im Grunde alles geklärt sei. Frauen dürfen genauso studieren, wie Männer auch. Aber ist das wirklich so?

Am bekanntesten sind wohl die Missstände in Sachen Karrierechancen im wissenschaftlichen Betrieb. 2013 gab es in Deutschland 8921 Professorinnen und 34.861 Professoren. Wie ist das Studieren eigentlich für Menschen mit Kindern? Die Kinderbetreuung an den staatlichen Hochschulen reicht hinten und vorne nicht aus. Meistens sind es Frauen*, die sich dann gegen das Studieren mit Kind entscheiden.

Frauen* und Informatik? Immer noch werden Frauen* in sogenannten »männlichen« Studiengängen nicht als vollwertige Studierende wahrgenommen bzw. tagtäglich abgewertet und nicht ernst genommen.

Nun ist die Universität kein Elfenbeinturm, sondern ein Teil der Gesellschaft und somit sind alle Frauen*, die studieren, genauso von tagtäglichem Sexismus betroffen wie alle anderen Frauen* in dieser Gesellschaft. Anzügliche Blicke, Professoren, die nach Hause bitten, sexualisierte Berührungen, weniger Redeanteil an Diskussionen, weniger Zuhören – unter all dem leiden alle Student*innen.
Deswegen muss auch die Universität, mit ihrer patriarchal geprägten Struktur, endlich ein Kampfort von feministischer Politik sein – auch jenseits von Sprachpolitik.

Die Geschichte hat gezeigt, wenn wir gemeinsam kämpfen und unsere Unterschiede fruchtbar machen, können wir Erfolge erzielen! Für eine neue feministische Offensive, an der Uni und sonst überall – heraus zum Frauen*kampftag 2014!

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